Krank auf Reisen – klingt für dich nach einem echten Albtraum? Dann lass es doch! Das Kranksein meine ich, nicht das Reisen! Willst du wissen, wie groß das Risiko wirklich ist und wie du dich schützen kannst?
Wer reist, der kann auch krank werden.
Wer zuhause bleibt übrigens auch. Wenn du daran denkst, dass du auf Reisen krank werden könntest, dann hast du bestimmt Horrorszenarien vor Augen. Deshalb mal ein paar Facts: Laut einer repräsentativen Umfrage der Krankenkasse DAK war die häufigste Erkrankung im Jahr 2017 während einer Urlaubsreise mit 45 Prozent die klassische Erkältung. An zweiter Stelle steht der Magen-Darm-Infekt mit sechs Prozent. Reist du in tropische Länder, dann ist die Wahrscheinlichkeit, einen Magen-Darm-Infekt zu bekommen, sicherlich etwas höher. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO leidet jeder fünfte bis zweite Urlauber an Reisedurchfall.
Warum wird man auf Reisen krank?
Hast du auch schon einmal Überstunden geschoben, dann am letzten Abend komplett gestresst deinen Koffer gepackt und bist nach wenigen Stunden Schlaf zum Flughafen gehetzt? Auch das greift dein Immunsystem an und ist nicht zu unterschätzen. Meistens werden wir ja genau dann krank, wenn unser Körper zur Ruhe kommt.
Ich selbst habe schon häufig das Gerücht gehört, dass man auf Reisen krank wird, weil die Hygienestandards im Reiseland so viel niedriger seien. Tatsächlich stimmt das nur zum Teil. Der Hauptgrund dafür, dass du im Ausland krank wirst, liegt daran, dass dein Körper die Bakterien im Reiseland nicht kennt. Das bringt deine Darmflora aus dem Gleichgewicht. Viele dieser Erreger nimmst du mit der Nahrung oder dem Trinkwasser auf.
Es müssen aber nicht immer die fremden Bakterien schuld sein. Auch exotische Gewürze und unbekannte Inhaltsstoffe können den Magen reizen. Wer außerdem auf Reisen viel fett- und kalorienreicher isst, kann ebenfalls Probleme bekommen.
Krankheiten auf Reisen vorbeugen!
Weißt du schon, dass dein Bauch empfindlich auf fremde Länder reagiert, könntest du ca. zwei Wochen vor Abreise beginnen, deinen Darm mit Milchsäurebakterien zu stärken.
Der one-and-only-Tipp, um das Kranksein auf Reisen zu vermeiden, ist ganz simples Händewaschen! Das beugt übrigens nicht nur im Ausland, sondern auch in der Heimat vor! Desinfektionsmittel nehme ich nur, wenn ich mir die Hände nicht waschen kann. Es zerstört den natürlichen Schutzfilm der Haut.
Und der zweite Tipp lautet: Cook it, Peel it or leave – koch es, schäle es oder lass es einfach sein. Eiswürfel, die aus Leitungswasser hergestellt werden, sollten im Ausland ebenso tabu sein wie zum Beispiel Mayo auf dem Büfett.
Krank werden einplanen!
Klar, du möchtest am liebsten gar nicht daran denken, trotzdem empfehle ich dir, eine Krankheit einzuplanen. Taschentücher (die es im außereuropäischen Ausland häufig nicht gibt) gehören ebenso ins Reisegepäck wie Kohletabletten und ein Elektrolytpulver. Letzteres bekommst du häufig auch im Ausland, schmeckt dann aber nicht so gut, glaub mir!
Sollte es dich härter erwischen, bist du froh, wenn du vorher einen kleinen Notfallplan gemacht hast. Wo ist ein nahegelegenes Krankenhaus, das auf europäischem Standard arbeitet? Wie kommst du dorthin? Wie gesagt, nur für den Worst-case …
Krank unterwegs, was nun?
Alles halb so schlimm, ein paar Tage Bettruhe und ein Griff in deine Notfallapotheke genügen in der Regel. Bist du in einem Malaria-Gebiet und hast keine Prophylaxe eingenommen, solltest du dich sicherheitshalber testen lassen. Denk auch an Dengue, gegen das du dich im Vorfeld nicht schützen kannst.
Sollte es dir nach ein paar Tagen nicht besser gehen, solltest du in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Er wird dir ggf. Antibiotika verschreiben und kann Typhus und Cholera (sofern du nicht geimpft bist) ausschließen.
Allein und krank auf Reisen?
Ein doofe Vorstellung, aber glaub mir: Du bist auf Reisen NIE allein. Es wird immer Menschen geben, die dir helfen, einen Arzt zu rufen oder dich dorthin begleiten. Noch so einer meiner wichtigen Erfahrungswerte.
Foto: Cheryl Holt // CC0 1.0
Als Reisender hast du eine Verantwortung – auch den Daheimgebliebenen gegenüber!
Was vielen Menschen vielleicht erst mit dem Coronavirus bewusst geworden ist: Als Reisende/r trägst du Verantwortung – auch den Daheimgebliebenen gegenüber. Denn ansteckende Krankheiten, die wir uns unterwegs einfangen, bringen wir manchmal auch nach Hause mit, wo sie zu einer Gefahr für andere Menschen werden, die vielleicht ein schwächeres Immunsystem haben. Es ist dann verdammt nochmal DEINE VERANTWORTUNG, andere nicht anzustecken. Was du im Ausland treibst und womit du dich dort infizierst ist dein Ding, nicht aber das Problem deiner Freunde und Familie.
Das gilt nicht nur für Corona, sondern auch für jeden anderen Virus, den du dir aufsackst. Nicht umsonst darfst du beispielsweise in viele Länder nicht einreisen, wenn du vorher in einem Geldbfiebergebiet warst.
Und weil ich mich gerade in eine Verantwortungsrage schreibe: Du hast die Mittel, dich gegen manche blöde Krankheit zu impfen – die Menschen in deinem Reiseland (auch hier Stichwort Gelbfieber!) vielleicht nicht! Bitte schütze auch sie, in dem du vorausschauend und achtsam handelst!
Foto: Katja Fuhlert // CC0 1.0
Welche Gefahr ist besonders groß?
So, jetzt beruhige ich mich wieder. Kennst du die Risk-Health-Map? Sie listet auf, wo das Gesundheitsrisiko für Reisende besonders groß ist. Dafür werden Faktoren wie das Infektionsrisiko, der Zugang zu medizinischer Versorgung und auch die Anzahl von Verkehrsunfällen berücksichtigt.
Wusstest du übrigens, dass der Grund für die meisten Rückführungen Erkrankter nicht Malaria oder andere Tropenkrankheiten sind, sondern Verkehrsunfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Meine persönlichen Erfahrungen mit Krankheiten auf Reisen
Ich habe in meinem Leben schon mehrere Jahre im Ausland verbracht, in echten Absteigen gewohnt, meine Lebensmittel auf Märkten gekauft, die andere nicht mal betreten würden und war dabei (fast) immer in ganz engem Kontakt mit der lokalen Bevölkerung. Ich habe (zum Teil aus individuellen Gesundheitsgründen) bewusst auf eine Cholera- und Gelbfieber-Impfung verzichtet und habe auch im vermeintlichen Risiko-Gebiet keine Malaria-Prophylaxe genommen.
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Uneingeschränkt empfehlen würde ich dir das nicht! Denn ich hatte gute Gründe und vorher recherchiert – wie groß das Risiko, krank zu werden, und seine Folgen für mich tatsächlich sind. Und das würde ich dir schon raten!
Was war nun meine schlimmste Krankheit auf Reisen? Eine Erkältung in Nicaragua. Die habe ich kuriert, in dem ich meine mitreisende Freundin überzeugt habe, unsere Reisepläne über den Haufen zu werfen und einfach einige Tage in der Hängematte mit Blick auf den Dschungel zu verweilen. Das sah dann so aus:
Ganz klar, ein bisschen Glück war auch dabei. Vor allem aber Achtsamkeit und Planung: Ich halte die oben genannten Vorsichtsmaßnahmen ein. So viel zum Zauber des Gesundbleibens.
Wir haben noch weitere Infos rund um das Thema „Krank auf Reisen“ auf dem Blog:
- Bali Belly: Wie du dich davor schützt und schnell wieder gesund wirst
- Reisen ohne Gelbfieber-Impfung: Was tun bei einer Hühnereiallergie?
- Cholera auf Reisen: Wie du dich davor schützt
- Impfungen für deine Reise: Welche sind die wichtigsten?
- Langzeitprophylaxe Malaria: Wie schützt man sich am besten bei längeren Aufenthalten?
Wenn du jetzt Infos zum Thema Auslandskrankenversicherung suchst …
schau dir doch mal das Video von Paul an!
„Mit 80 Ängsten um die Welt“
Bevor ich meine erste Langzeitreise (und noch dazu ganz allein) angetreten bin, habe ich das Buch „Mit 80 Ängsten um die Welt“ gelesen. Danach wusste ich: Es gibt mindestens eine Person auf der Welt, die mich versteht. Gehörst du auch dazu? Verrate es mir in den Kommentaren.
Möchtest du uns auf unseren Reisen um die Welt begleiten …
Dann folg uns doch jetzt gleich auf Facebook, Twitter und Instagram.
Disclaimer: In diesem Artikel gebe ich dir ein paar allgemeine Hinweise, um dir die Angst vor Krankheiten auf Reisen zu nehmen, die dich möglicherweise davon abhält, eine tolles Fleckchen Erde zu besuchen. Trotzdem solltest du dich vor deiner Abreise natürlich von einem Arzt beraten lassen.