Viele stellen sich das Reisen mit dem Rucksack mühsam und unpraktisch vor: Wenig Platz für Gepäck, Rückenschmerzen, ständig auf die Wertsachen aufpassen, skeptische Blicke rundherum. Dabei kann man als Rucksackreisender besondere Erinnerungen sammeln, die in keinen Koffer passen.
Es ist spät geworden, wir haben Hunger, aber nicht mehr genug Geld dabei. Essen am Flughafen ist teuer. Resigniert, dass wir uns nicht mal mehr eine Banane leisten können, legen wir unsere Einkäufe zurück und beschließen, dass wir auf dem Heimflug fasten werden, da tippt uns die junge Barista auf die Schulter und erklärt im schönsten Cockney-Akzent:„Wie wundervoll, dass ihr mit dem Rucksack reist! Das habe ich mich nie getraut. Hier, ich schenke euch das.“
Und grinsend nehmen wir zwei Bananen, einen Apfel und vier Tafeln Schokolade entgegen, ehe sie uns winkend verabschiedet und vielleicht noch länger darüber nachsinnt, ob sie sich nicht auch bald auf eine Backpacking-Reise machen sollte.
Wenn man mit seinem großen Rucksack in ein Geschäft kommt, sollte man durchaus nach links und rechts schauen, um nicht unfreiwillig zum bekannten Elefanten im Porzellanladen zu werden. Trotzdem bleibt mir diese Peinlichkeit nicht erspart, als ich im T-Shirt-Shop eine ganze Reihe gefalteter Wäsche aus dem Regal fege. Hochrot im Gesicht sammle ich die Shirts wieder ein, da eilt mir ein hilfsbereiter Mann zur Seite. Er ist um die Vierzig, hochgewachsen, trägt ausgewaschene Jeans und strahlt mich an. Wenig später stehen wir bei Tee und Keksen neben der Kasse und plaudern über das Londoner Nachtleben. Er gibt mir Tipps, wo man die Natur außerhalb der Stadt bestaunen kann, welche Herrenhäuser ich besichtigen soll, welche Restaurants seine liebsten in der Stadt sind. Warum er sich so bereitwillig mit mir unterhält, frage ich.„Weißt du“, sagt mein neuer Bekannter Connor, „mit deinem Rucksack hast du gleich so einen sympathischen und lockeren Eindruck gemacht. Da dachte ich: Wer so reist, der hat sicher Lust auf ein Schwätzchen.“ Wie recht er doch hat!
Liebevoll hat unser Gastgeber das Zimmer für uns hergerichtet: Mit Schokolade auf dem Kopfkissen, frischen Pflanzen in Töpfen auf allen Regalen, Saft im Minikühlschrank, gebügelte Handtücher auf den Betten, für jeden einen flauschigen Bademantel. Wir werden in die Küche komplimentiert, es gibt hausgemachtes Bruschetta und Feigen aus dem Garten. Wie gerne er Backpacker beherbergt, erzählt uns Alessandro. „Das sind meine liebsten Gäste. Jeder spricht eine andere Sprache, wir lernen voneinander und ich kann mir die Geschichten aus der ganzen Welt anhören. Ich habe schon überlegt, ob ich nur noch Rucksackreisende zu mir einlade.“Es gibt viele Arten des Reisens. Mit den vergangenen Jahren habe ich entschieden, dass es nichts Schöneres gibt, als ein Backpacker zu sein. Das Nötigste zusammenpacken, die Sorgen loslassen und raus — das sind meine Traumreisen.Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn ihr auf so einen Affiliate-Link klickt und darüber einkauft, bekomme ich von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Ihr bezahlt deshalb aber nicht mehr Geld.