„Did you see fishes?“ fragt uns ein freundlich lächelnder, barfüßiger Mann in kurzer Hose, nachdem wir geblendet von ungewohnter Sonne und Wärme aus dem Speedboot ausgestiegen sind und in das kristallklare Wasser blicken. Unzählige schillernde Fische begrüßen uns und ich frage mich für einen Augenblick, ob ich gerade ein Aquarium oder tatsächlich den Indischen Ozean vor mir habe.
Noch vor ein paar Stunden hatten wir im Auto auf dem Weg zum Flughafen gesessen, um dem nasskalten Dezember Norddeutschlands für ein paar Tage zu entfliehen. Schon immer waren die Malediven mein Traum gewesen: Einmal im Leben die Füße in Puderzuckersand tauchen und unter Kokospalmen einen Cocktail schlürfen… Als wir dann vor einem halben Jahr nach langer Recherche unsere Reise endlich gebucht hatten, stieg die Vorfreude von Tag zu Tag. Doch bereits beim Landeanflug auf Malé, der Hauptstadt der Malediven, wurde mir klar, dass die Realität noch viel schöner war, als ich es mir ausgemalt hatte. Von oben sah man die ersten Perlen des Indischen Ozeans, die uns herrlich weiß/türkis entgegen leuchteten. Betrachtet man die Malediven („Inselkette“) aus der Luft, sehen sie aus wie eine ins Meer geworfene Perlenkette.Der Barfußmann empfing mich und meinen Freund unglaublich herzlich, wir fühlten uns sofort willkommen und setzten uns an die gemütliche Rezeption, wo uns ein wahnsinnig leckerer Fruchtcocktail gereicht wurde, den wir – inzwischen ebenfalls barfuß – mit allen Sinnen genossen, während die tropische Inselluft unsere Haut streichelte. Als ich so dasaß und meine Füße in den weißen Sand grub, wurden unsere Koffer von anderen freundlichen Barfußmännern in große Schubkarren geladen und später ins Zimmer gebracht.
Unsere Schuhe standen von nun an in einer Ecke des 4-Sterne-Zimmers und wurden elf Tage lang weder Tag noch Nacht getragen. Wir wechselten von der Winterklamotte zur Badehose und schalteten direkt in den Entspannungsmodus.
Nach dem Cocktail machten auch wir unsere ersten schuhlosen Schritte zu unserer Unterkunft. Autos, Fahrräder oder andere Fahrzeuge suchten wir hier vergebens. Die Koralleninsel ist so „groß“, dass man sie in ca. 15-20 Minuten zu Fuß umrunden kann. Dementsprechend sind dort auch keine anderen Hotels, Bars, Restaurants oder Shoppingmalls zu finden. Lediglich ein kleiner Shop mit Postkarten, Schnorchelausrüstung und diversen Souvenirs ziert die Insel.
Während unseres ganzen Urlaubs gab es keinen einzigen Augenblick der Langeweile, ganz im Gegenteil: Wir hatten immer etwas zu tun. Zum Beispiel essen. So lecker! Da wir beide keine Frühaufsteher sind, schon gar nicht im Urlaub, schafften wir es in den elf Tagen nur zweimal zum Frühstück. An den übrigen Vormittagen starteten wir mit einem Bad im türkisfarbenen Meer. Wir mussten nur aus dem Bett klettern, die Terrassentür öffnen und ein paar wenige Schritte durch den seidig weichen Sand schlurfen, bis wir es erreichten. Ich habe bestimmt tausendmal versucht, den weißen Sand zu fotografieren, ebenso das Wasser, aber kein Foto der Welt konnte bildlich festhalten, wie schön diese paradiesische Insel wirklich aussah. Allerdings sind Erinnerungen ohnehin viel wertvoller als jedes Foto.Im Restaurant unter üppigen Kokospalmen gab es z.B. Maledivisches Curry mit Hühnchen, Reis, tolle duftende Gewürze (Indien ist nicht weit, man merkt den Einfluss), Fisch, frisch aufgeschnittenes Obst wie Mango, Ananas oder Maracuja, frisch gebackene Bananen oder Kokosnuss – so schmeckt Urlaub! Und das Beste war: Es gab keine Kleiderordnung. Im Laufe der Zeit probierten wir so gut wie alle Gerichte und genossen einfach den Moment im Hier und Jetzt.Ganz besonders beeindruckt hat mich die (Unter-)Wasserwelt. Normalerweise kann ich Fischen nicht viel abgewinnen, im Aquarium finde ich sie unglaublich einschläfernd und in so einem Gefäß ohnehin nicht artgerecht aufgehoben. Ich kenne keinen einzigen Fisch mit Namen und es interessiert mich auch nicht. Aber als ich auf Ziyaaraifushi nur wenige Meter ins 30 Grad warme Meer schritt, stand ich plötzlich selbst mitten in einem riesigen Aquarium und um mich herum tänzelten bunte Fische. Sie waren weder scheu noch aufdringlich. Selbstverständlich fassten wir weder Korallen noch Fische noch sonst irgendein Tier über oder unter Wasser an… Schade, dass sich nicht alle Menschen daran halten und somit diese einzigartige Welt unter Wasser zerstören.
Ich war hin und weg und konnte nun gar nicht genug bekommen vom Schnorcheln und Fische beobachten. Übrigens mochte ich zuvor weder Fische noch konnte ich es leiden, wenn mein Kopf beim Baden unter Wasser gerät, und dann entwickelte ich mich plötzlich zum Schnorchelfan! Ich freute mich über jede noch lebende Koralle, über jeden großen und über jeden kleinen Meeresbewohner, dem ich begegnete. Wir schwammen alle friedlich nebeneinander her, keiner kam mir zu nahe und ich hielt ebenfalls einen respektvollen Abstand.
Fast täglich nahmen wir am Schnorchelausflug teil, schwammen mit einer Schildkröte um die Wette, beobachten kleine, harmlose Riffhaie und Rochen und konnten uns insgesamt absolut nicht sattsehen an dieser traumhaften Kulisse.
Doch wir wollten nicht nur das typische Luxusresort erleben, sondern auch einen kleinen Einblick in die einheimische Bevölkerung bekommen. Deshalb machten wir einen Ausflug auf ein nahegelegenes „local island“. Die Bevölkerung ist durchweg muslimisch, daher wurden wir gebeten, unsere Knie und Schultern zu bedecken. Ich finde es selbstverständlich, sich in einem fremden Land anzupassen, aber ungewohnt war es trotzdem, nach einer Woche (in quietschbunten Badesachen) wieder ein richtiges Outfit zu tragen.
Wir wurden von einem Mitarbeiter unseres Resorts herumgeführt, und er erzählte uns ein wenig von dem Leben auf der Insel, z.B. dass die locals sich ihr geringes Einkommen mit Schiffsbau oder der Fischerei verdienen. Ein paar Menschen waren auf den Straßen zu sehen, aber es wirkte alles sehr entspannt und gelassen. Geschäftiges Treiben, Hektik, Arbeitsstress – all das gab es nicht. Im Schatten saßen Leute, die der Mittagssonne entflohen und Spiele spielten. Das Wasser war dort ebenso klar und kräftig türkis wie auf unserer Insel, doch leider fanden wir am Strand auch jede Menge Müll und für unsere deutschen Augen sehr ärmliche Verhältnisse – einfachste Hütten, teilweise notdürftig geflickt.Unser Guide erzählte uns, dass man auf den Malediven keineswegs ein Vermögen für einen zweiwöchigen Urlaub auszugeben braucht, sondern auf einer dieser Inseln für wenig Geld eine tolle Unterkunft bekäme. Das muss jeder für sich entscheiden. Für uns käme das nicht infrage, denn da die Inseln alle muslimisch sind (andere Religionen sind nicht erlaubt), gab es sogar am Strand eine Kleiderordnung. Außerdem war es nicht gern gesehen, sich als Paar in der Öffentlichkeit zu küssen. Auf den Hotelinseln galten diese Regeln nicht.
Der Ausflug hat sich total gelohnt, um einen Eindruck von den Malediven abseits der Hotelanlagen zu erhalten. Gebucht haben wir ihn direkt vor Ort an der Rezeption unserer Unterkunft.
An unserer ca. 500x100m großen Insel gab es nichts auszusetzen, für uns war es der perfekte Urlaub – und bestimmt nicht der letzte auf den Malediven…
Warst du schon mal auf den Malediven und wie hat es dir dort gefallen?
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