Es ist der Tag nach unserer vorerst letzten Etappe. Die Sonne scheint für uns und wir bekommen ein Drei-Gänge-Menü im ältesten Restaurant der Welt geschenkt. Die Messe ist leider ganz anders als wir dachten. Wir umarmen den goldenen Jakob in der Kathedrale. Doch unser Abenteuer ist noch nicht vorbei.
Nach dem Schock des brennenden Notre Dame in Paris fällt es mir schwer, einzuschlafen, doch die Erschöpfung tut ihr Übriges. Wir stehen ziemlich früh auf, um bis 9 Uhr im Pilgerbüro zu sein.Das allererste Mal laufen wir über den großen Platz an der Kathedrale vorbei. Wir bleiben kurz stehen und realisieren immer noch nicht so richtig, dass wir in Santiago angekommen sind. Wir gehen ins Pilgerbüro, alles leer. Wir kommen direkt an die Reihe und lassen unsere Daten parallel von zwei Mitarbeitern eintragen. Wir bekommen eine Urkunde und kaufen noch eine zweite, auf der steht, welchen Camino und wie viele Kilometer wir gelaufen sind.
Für die Urkunde muss man immer auch einen Grund angeben, warum man läuft: Religiös, spirituell oder sportlich. Für letzteres bekommt man lediglich so etwas wie eine Teilnahmebescheinigung. Zum Schluss bekommen wir auch noch das Angebot auf ein gratis Essen im ältesten Restaurant der Welt und verstehen erst gar nicht, was das eigentlich ist. Nur die ersten zehn Pilger bekommen jeweils eine Einladung als Ehrung der Anstrengung. Und wir gehörten heute dazu.
Foto: André Grunden // CC0 1.0
Nach einem Hotelwechsel laufen wir gegen halb 12 zu der berühmten Weihrauch-Messe und stellen enttäuscht fest, dass die aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht in der großen Kathedrale stattfindet, sondern in einer kleinen, die San Francisco Kathedrale heißt. Hier gibt es keinen Weihrauchkessel und so verbringen wir knapp eine Stunde damit, einem Pastor beim Reden auf Spanisch und einer Frau beim, sagen wir, Gesangsversuch zuzuhören.
Das Wetter ist super, es ist warm und sonnig. Das Essen startet um 13 Uhr, also gehen wir direkt dorthin. Wir werden in ein nobles Restaurant geführt und fragen uns kurz, ob wir hier überhaupt richtig sind. Wir werden an einen Tisch mit zehn Plätzen geführt, wo schon vier Leute sitzen – zwei Frauen uns zwei Männer. Später kommt noch eine junge Frau aus Chile dazu, insgesamt bleiben wir zu siebt.
Als Vorspeise bekommen wir traditionelle galizische Suppe mit Brot dazu und gefüllte Teigtaschen, die ein bisschen wie Enchiladas schmecken. Der Hauptgang besteht aus zartem Lachsfilet, mit Kartoffel und Pfannengemüse. Als Nachtisch gibt es drei kleine Kuchenstücke, Schokolade, Vanille und vermutlich Karamell. Dazu Rotwein en masse. Es ist ungelogen das beste Essen auf dem gesamten Camino und ich bin so pappsatt, dass ich gar nicht mehr aufstehen mag. Es fühlt sich an, wie die Belohnung am Ende von etwas Großem.
Wir verabschieden uns nach einem kurzen Schnack und gehen mit vollen Bäuchen Richtung Kathedrale. Inzwischen kommen immer mehr Leute an, Pilger und Touristen, die laut rumlärmen. Im Hotel machen wir eine kurze Siesta, verschicken Postkarten und kümmern uns um die nächsten Tage. Stefan bekommt endlich seine ersehnten Pulpo und wir schauen uns in der riesigen Kathedrale um. Wir umarmen den goldenen Jakob, eines der Pilger-Rituale, und wandern schließlich ein bisschen in der Stadt umher. Abends gehen wir noch einkaufen für den nächsten Tag, denn hier sollte unsere Reise noch nicht zu Ende sein.
Zwar sind wir in Santiago de Compostela angekommen, doch unser Weg führt uns noch weiter nach Fisterra, das Ende der Welt, und Muxía. Wer mehr darüber erfahren möchte, muss sich noch gedulden. Bis dahin sage ich danke für’s Lesen, buen camino!
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