Die große Liebe finden- Wie eine Reise mein Leben veränderte -


Ich war seit acht Jahren Single, als ich im Februar/März 2020 eine Gruppenreise von Costa Rica nach Panama unternahm. Das Ziel der Reise war nicht einen Mann kennenzulernen, obwohl wir darüber vorher bei der Arbeit gescherzt haben, sondern mehr von der Welt zu sehen. Aber die Liebe begegnet einem meist, wenn man nicht damit rechnet.

Ich hatte mir sieben Wochen Urlaub genommen, um von Costa Rica nach Panama, von Ecuador nach Peru und in die USA zu reisen. Ganz so weit kam ich dann allerdings nicht. Oder wenn man es im Nachhinein betrachtet, kam ich viel weiter.

Ich war bereits einige Tage vor Beginn der Gruppenreise in San José, der Hauptstadt von Costa Rica, habe mich aber nie mit jemandem unterhalten. Ich bin oftmals mehr für mich, aber wenn ich jemanden anspreche, dann wird diese Person meistens ein wichtiger Teil meines Lebens.

Am ersten Tag der Gruppenreise saß mir ein Mann gegenüber, der auf seinem Handy tippelte. Ich fand es irgendwie blöd, dass wir als einzige im Frühstücksraum saßen und uns nicht unterhielten. Vielleicht war das schon eine Regung meines Herzens.

So fand ich heraus, dass er Jérémie heißt und aus Kanada kommt. Also nicht gerade der passende Heiratskandidat 😉 Zu uns stieß dann noch eine junge Frau aus der Schweiz und wir sahen uns zusammen die Stadt an. Die nächsten Tage hatte ich allerdings keinen weiteren Kontakt mehr zu Jérémie.

Planänderungen: Corona kommt

Die letzten beiden Tage verbrachten wir dann wieder mehr Zeit miteinander und suchten gegenseitig unsere Nähe. Da er aber dann nach Hause und ich weiter nach Ecuador flog, war es das dann auch schon. Jedenfalls hatte ich das gedacht.

Doch schon zwei Tage später erhielt ich eine Nachricht von ihm und wir begannen hin- und herzuschreiben. Die Lage war inzwischen aufgrund von Corona unsicher und er lud mich zu sich nach Kanada ein, falls meine nächste Gruppenreise nicht stattfinden würde.

Die Reise wurden dann tatsächlich gecancelt. Erst war ich mir unsicher, schließlich kannte ich ihn kaum. Er meinte aber, dass ich wählen könnte zwischen nach Hause fliegen oder ein weiteres Land besuchen. Ich arbeitete zu der Zeit als Servicekraft in einem Musical, diese waren geschlossen und ich nun in hundertprozentiger Kurzarbeit. Da ich danach ursprünglich sowieso weiter in die USA reisen wollte, nahm ich sein Angebot schließlich an.

Die Coronasituation machte aber alles ein wenig verrückt, mein Flug wurde gecancelt und ich durfte den Flughafen in Quito in Ecuador gar nicht erst betreten. Schließlich wurde ich eingelassen und bekam dann doch noch am nächsten Morgen einen Flug nach Panama. Von dort reiste ich weiter nach Washington, wo mich mitten in der Nacht die Nachricht erreichte, dass Kanada die Grenzen schließt und ich nicht weiterreisen kann. So blieb mir nichts anderes übrig, als nach Hause zu fliegen.

Ich fliege nach Hause

Jérémie und ich blieben aber über WhatsApp in Kontakt und es wurde immer familiärer. Schließlich wurde klar, dass wir uns ineinander verliebt haben, er war derjenige, den ich immer gesucht hatte. Wir machten nun auch Videochats, aber es blieben immer noch 6.000 km Entfernung und sechs Stunden Zeitverschiebung. Dazu kam, dass Kanada seine Grenzen bis Ende Juni geschlossen hatte und dies auch noch immer weiter verlängert wurde. Bei mir kamen Zweifel auf, ob eine Beziehung zwischen uns wirklich sein sollte.

Nach fünf Monaten kam Jérémie mich dann aber in Deutschland besuchen, weil das für Kanadier möglich war. Endlich gab es den ersten Kuss. Nach den drei Wochen wollte ich ihn nicht mehr gehen lassen, aber ich musste. Es war jetzt noch schwieriger, ohne ihn zu sein. Ich wartete weitere 3,5 Monate, bis er mich das nächste Mal über Weihnachten/Neujahr besuchen kam. Aufgrund der Coronabeschränkungen konnten wir eigentlich nur kuscheln und keine Unternehmungen machen, aber das war genau das, was so lange gefehlt hat.

Endlich: Ich kann nach Kanada reisen

Dieses Mal musste ich nicht so lange warten. Nach 1,5 Monaten konnten wir die Ausnahmegenehmigung für erweiterte Familienmitglieder beantragen, da wir nun ein Jahr zusammen waren. Anfangs wollte ich ihn nur eine Zeitlang in Kanada besuchen, um zu sehen, wie es läuft. Inzwischen war mir klar, dass ich für ihn auswandern würde.

Ich war die einzige ohne kanadischen Pass im Flugzeug und an der Grenzkontrolle wurden mir sehr viele Fragen gestellt. Erst wollte der Beamte meine Papiere nicht anerkennen und ich musste noch weiter zur Immigrationsstelle. Ich war schon sehr nervös, aber schließlich erhielt ich den Stempel in meinen Reisepass.

In Kanada mussten damals alle erst einmal ins Quarantäne-Hotel, bis man das negative Testergebnis vom Flughafen erhielt. Ich musste für drei Tage buchen und auch bezahlen, obwohl ich letztendlich nur einen Tag dort war. Noch dazu verlangten sie den dreifachen Preis.

Die restlichen 13 Tage musste ich in meinem neuen Zuhause in Quarantäne. Dann hatte ich leider nur zwei Wochen Zeit, um meine neue Heimat zu erkundigen, ehe es in einen zehnwöchigen Lockdown ging. In dieser Zeit lernte ich alle Macken meines Freundes kennen, was neben dem Lockdown eine ziemliche Herausforderung war. Ich hatte ziemliches Heimweh.

Herausforderungen und Heimweh

Aktuelle Herausforderungen sind für mich noch, dass ich kein „Permanent Resident“ bin und damit keine Arbeitserlaubnis habe. Ich kann somit nicht in Kanada arbeiten, kann aber zum Glück als Autorin und Texterin online arbeiten. Zudem ist die Familie meines Freundes französischsprachig und ich lerne es erst seit zwei Jahren, sodass ich noch nicht so viel verstehe. Die dritte Herausforderung ist, dass ich aufgrund von Corona noch nicht so viele Kontakte knüpfen konnte.

Ich bin guter Dinge, dass sich das alles noch ergibt. Ich möchte mit meiner Geschichte Mut machen, dass Veränderung immer möglich ist, wenn man dazu bereit ist. Ich habe nie von Kanada geträumt, aber jetzt bin ich auf dem besten Weg, meinen Traum zu leben.

Wissenswertes

Über ihre Erfahrungen hat Claudia auch einen Ratgeber geschrieben, mit dem sie anderen Mut machen möchte, für ihre Träume loszuziehen. "Leben und lieben fernab der Heimat: 12 Tipps, wie du in der Ferne glücklich wirst" heißt das Buch, das dich dabei unterstützt, dein altes Leben hinter dir zu lassen, dein Selbstbewusstseins zu stärken und dir ein glückliches Leben in deiner neuen Heimat auszubauen.