Digitales Nomadentum beenden- Tipps für’s Sesshaft werden -


Die Rückkehr ist ein Kraftakt, den ich absolut unterschätzt habe. Meine Freunde staunen bis heute, wenn ich sage, dass die Rückkehr viel schwieriger war, als der Aufbruch. Jetzt, ein Jahr später, würde ich mir selbst im Nachhinein gerne ein paar Tipps geben.

Neulich, das brach mal ein halber Shitstorm über mich auf Facebook herein. Was war passiert? Ich hatte in einer Gruppe den Text „The grass is always greener on the other side*“ gepostet, indem ich schreibe, warum wir unser Digitales Nomadentum beendet haben. Ich gebe zu, es war ein wenig naiv von mir, schließlich wollen die Menschen dort Bilder von Cocktails aus der Hängematte und dem Laptop in der kleinen Strandhütte sehen. Gibt’s bei mir aber nicht.

Das Digitale Nomadentum ist harte Arbeit – vorher, währenddessen und auch hinterher. Hinterher? Jepp – und davon möchte ich dir heute berichten. Was ist passiert in dem einen Jahr, in dem ich wieder in Deutschland lebe? Und was würde ich meinem ein Jahr jüngeren Ich gerne mit auf den Weg geben?

Miete erstmal eine Ferienwohnung!

So sanft, wie wir gestartet sind, so hart war unsere Rückkehr. Die Wohnung an einem Ort, an dem wir vorher noch nie gelebt hatten, haben wir noch aus dem Ausland gemietet. Ein Hoch auf die Vermieter, die so etwas mitmachen, dachten wir damals. Ob das aber wirklich alles so klug war? Inzwischen jedenfalls wohnen wir nicht mehr dort.

Und können jedem, der einen ähnlich radikalen Schnitt hinlegen möchte, nur raten: Such dir erstmal eine Ferienwohnung. Von dort aus kannst du gucken, ob dir das Leben in Deutschland wirklich zusagt, ob dir der neue Wohnort überhaupt gefällt und auch eine tolle Wohnung lässt sich so besser finden.

Spare, spare, spare!

Zurückkommen ist soooo teuer, jedenfalls, wenn man wie wir vorher bis auf die paar Sachen in der Ein-Quadratmeter-großen Lagerbox alles verkauft hat und dann auch noch achtsam-minimalistisch den Anspruch hat, neu nur das Beste zu kaufen. Ich staune da immer wieder über Menschen, die erst zurückkehren, wenn sie unterwegs den letzten Groschen aufgebraucht haben und frage mich, wie die Rückkehr so gelingen soll.

Hab keine Angst vor dem Schritt!

Seien wir mal ehrlich: Diese Sache mit den neuen Orten kannst du doch jetzt, oder? Deshalb: Bleib dran an deinen Routinen und führe sie auch zuhause fort. Pizza am Sonntag und mehrmals pro Woche Sport – sprich: ein Alltag – helfen enorm beim Einleben. Die größte Gefahr sehe ich daran, zuhause in ALTE Routine zu verfallen, die du unterwegs schon längst abgelegt hattest.

Sei dir bewusst, dass es emotional wird!

Ich dachte irgendwie: Zurückkommen kann jeder. Deutschland kennst du ja, da weißt du, wie alles funktioniert. Dann landete ich am Frankfurter Flughafen und die Tränen flossen.

Denn was ich vergessen hatte, war die neue Brille, die ich mir unterwegs aufgesetzt hatte und durch die ich ab sofort alles anders betrachtete und vor allem infrage stellte. So wie mich die Armut in den vorigen Monaten vor mancherlei Herausforderung gestellt hatte, so war es jetzt der Wohlstand, den ich schlichtweg nicht mehr aushalten konnte. Da ist Frankfurt nun zugegebenermaßen auch ein Sprung ins besonders kalte Wasser.

Aber es dauert bis heute an, dass ich versuche zu akzeptieren, dass viele Menschen auf der Welt sehr viel ärmer sind und viele Menschen hier sich trotzdem sehr viel ärmer fühlen.

Nimm dir Zeit für dich!

Als ich zurück nach Deutschland kam, war ich also überflutet von den Eindrücken. Wohlstand, die deutsche Mentalität, Bürokratie und die Geschwindigkeit hier waren wie neu für mich und ich musste mich erst langsam wieder eingewöhnen. Ich finde: Das braucht Zeit allein. Deshalb habe ich manche Bekannte auch erst nach einigen Monaten das erste Mal auf einen Kaffee getroffen.

Neuanfang: Mach einfach so weiter wie bisher!

Rückblickend war gerade die Tatsache, dass ich mein Leben aus dem Ausland in Deutschland genau so weitergelebt habe, der Neuanfang. Weil ich plötzlich (manchmal) früh aufstand, um mittags zum Kitesurfen ans Meer zu fahren. Weil ich, kaum zurück in Deutschland, einen Job absagte, der mich an 2 Tagen in der Woche in ein fremdes Büro gefesselt hätte – Karrierechance adé, Freiheit here we go. Weil ich seither immer wieder stundenlang durch die Regale im Supermarkt schlendere, um neue tolle Produkte zu entdecken und die Auswahl einfach nicht fassen kann. Und, weil ich mein bequemes Sofa mehr denn je schätze. Bis heute!