Höfe, Gassen, Überraschung- Auf Entdeckungsreise in Lübeck -


Wahre Edelsteine und Juwelen kann man machmal nur in den unwahrscheinlichsten Ecken finden. Ein paar besonders schöne dieser seltenen Kostbarkeiten habe ich entdeckt, als ich bei einem spontanen Spaziergang durch Lübeck einfach mal… in eine andere Richtung geschaut habe. 

Wer an Lübeck denkt, hat ganz sicher zuerst Niederegger Marzipan, die Sieben Türme und das Holstentor, das „Tor zum Norden“, im Kopf. In der Hansestadt in Norddeutschland gibt es aber noch viel mehr zu sehen als mittelalterliche Bauten, Kirchen und Süßwaren. Ich habe beschlossen, Lübeck erst von oben zu bestaunen, bevor ich mich auf den Weg durch die verwinkelten Gassen mache.Bei der Kirche St. Petri lese ich auf einem Schild, dass es ganz oben im Turm einen Aussichtspunkt gibt. Ich kaufe mir ein Ticket. Eine lange Treppe führt nach oben, immer weiter hinauf, bis sich ein Tor zu einer runden Plattform hin öffnet. Unter mir erstreckt sich die Altstadt: Ich sehe die wuchtige St. Marien Kirche mit ihren Türmen, die Mutterkirche der Backsteingotik; die Altstadt mit den terrakottafarbenen Dächern; die Trave, Sonnenlicht glitzert auf dem Wasser.

Und immer wieder fallen mir die verzweigten Gassen auf, die sich hier und da entlang winden. Meine Entdeckerfreude ist geweckt. Nach dem Abstieg wandere ich durch das Jakobi Quartier und bleibe in der Nähe der Katharinenkirche stehen. Ein auffällig prunkvoll gestaltetes Portal aus Sandstein liegt direkt zwischen den Wohnungen. Glockengießerstraße 25, lese ich. Die Tür scheint nur angelehnt. Probehalber drücke ich meine Hand leicht dagegen. Mit einem Quietschen öffnet sie sich weiter. Was wohl dahinter liegt? Betrete ich hier privates Grundstück?

Kaum trete ich über die Schwelle, da sehe ich ihn: Den wunderschönen bepflanzten Hinterhof, rote, pinke und zart rosafarbene Rosen wachsen entlang der pastellfarben getünchten Mauern, weiße Bänke laden zum Verweilen ein. Es ist still, einige Fensterläden zum Innenhof hin sind geöffnet, irgendwo lacht ein Kind. Fast ehrfürchtig schaue ich mich gespannt um. Nichts sagt mir, wo ich mich hier befinde…Doch im kleinen Durchgang hängt ein Schild, das mir mehr verrät: Dieses Portal markiert den Eingang zum Füchtingshof, auf dem ich gerade stehe. Ein gewisser Kaufmann namens Johann Füchting und auch andere Männer längst vergangener Zeiten haben sich hier, in einem der herausragendsten Lübecker Gänge und Höfe aus dem Mittelalter, mit Inschriften und Denkmäler verewigt. Heute wohnen rund um den Hof in den Wohnungen Privatleute. Einst lebten hier in den zweistöckigen Gebäuden mit nur je einem Zimmer jedoch Frauen: Schiffers- und Kaufmannswitwen. Diese Wohnräume aus dem mittelalterlichen Stadtbau gehören heute oft zu Stiftungen wohlhabender Lübecker Kaufleute und sind geförderte Wohnräume.

Ich lerne, dass es immer nur einen großen Durchgang im Straßenhaus gibt, um auf die Höfe zu kommen, die in der Mitte der Häuser angelegt sind. Meist sind es zentrale Plätze mit einem Baum, einer Laube, einem Denkmal, einem Brunnen oder einer Schaukel für Kinder. Die Mauern, bunt gefärbten Fensterläden und die gepflegten Beetreihen versetzen mich in eine andere Zeit zurück. Wie laut es hier einmal zugegangen sein muss, überall Menschen, vielleicht spielende Kinder, und eine Mutter, die am Herd steht, über allem der Duft nach frisch gebackenem Brot und Gemüseeintopf.

Nach einer Weile habe ich mich satt gesehen und schließe das Portal sanft hinter mir, als ich den Füchtingshof wieder verlasse. Hier lässt es sich sicher gut leben, versteckt in der Altstadt von Lübeck, die mich immer wieder aufs Neue überrascht.

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