Neulich habe ich dir hier auf dem Blog erzählt, warum ich mein Geld inzwischen bei einer grünen Bank habe. Heute gehe ich noch einen Schritt weiter und gehe mal der Frage nach, wie du dein Geld auf deinen Reisen am besten (für dich und die anderen) einsetzt.
Foto: Carina Chen // CC0 1.0
Kleiner Hinweis vorab: Alles, was ich jetzt im Folgenden schreibe, gilt natürlich überall in der Welt, besonders aber in Ländern, in denen ein weit niedrigeres Einkommensniveau als bei uns herrscht. Überall dort, wo Menschen von existenzieller Armut betroffen sind, kann der Tourismus einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die lokale Bevölkerung zu unterstützen. Doch es gibt einige Regeln.
Frage dich immer: Was passiert mit meinem Geld?
Die einfachste Möglichkeit, mit deinem Geld auf Reisen Gutes zu tun, ist, Dinge oder Dienstleistungen zu kaufen und die Menschen dafür zu bezahlen.
Jaaaaa, wenn das mal alles so einfach wäre. Denn nicht jedes Geld, das du im Ausland ausgibst, bewirkt auch wirklich Gutes. Manches richtet sogar Schaden an.
Drei wichtige Fragen, die du dir vor jedem Einkauf stellen solltest:
- Wer bekommt das Geld, das ich ausgebe?
- Hat derjenige auch wirklich die Arbeit geleistet oder verdient er zumindest seinen „Vermittlerlohn“?
- Ist die Summe, die ich ausgebe, angemessen?
Und so kommt dein Geld auch dort an, wo es hingehört: bei der lokalen Bevölkerung!
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Buche eine lokale Unterkunft statt ein großes Hotel
Als ich zum ersten Mal die Preise für eine Unterkunft auf Sansibar recherchiert habe, bin ich fast umgekippt. Sie waren soooo teuer!!!! Und ich spreche hier jetzt nicht von den 5-Sterne-Hotels, sondern von ganz einfachen Airbnb-Unterkünften*. Vor Ort habe ich erfahren, dass die Besitzer einen riesigen Prozentsatz (man kann sagen: fast alles) ihrer Einnahmen an den Staat abgeben müssen. Damit also überhaupt etwas für sie übrig bleibt, müssen sie die Preise deshalb besonders hoch ansetzen. Wenn du nun also ein international geführtes Hotel buchst, dann geht ein Bruchteil des Geldes an einen reichen Geschäftsmann und der Rest an den Staat. Wäre in Ordnung, wenn von den Steuern die Bevölkerung profitieren würde. Wahrscheinlich ist aber, dass sie nichts oder nur ganz wenig davon hat.
Was du tun kannst: Buche (nicht nur auf Sansibar!) eine Unterkunft bei den Locals. So bekommen sie nicht viel Geld durch den Tourismus, aber wenigstens ein bisschen. Und du auch noch eine einzigartige Erfahrung, die du in einem Resort niemals machen würdest.
Lasse dir vor Ort einen Fahrer empfehlen, der dich führt, anstatt eine Tour zu buchen
Wenn du schon eine lokale Unterkunft gebucht hast, dann sind die weiteren Schritte nicht schwierig, denn ab jetzt kannst du auf die Tipps und Kontakte deiner lokalen Gastgeber vertrauen. Natürlich gibt es den einen Cousin des Schwippschwagers, der dich gerne einen Tag durch die Gegend fährt und dir für faires Geld die Sehenswürdigkeiten zeigt. Das ist viel authentischer, als mit einem Touribus durch die Gegend zu düsen.
Sei achtsam mit Trinkgeld
Faires Geld habe ich geschrieben. Aber wie viel ist fair? Das kann ich dir pauschal nicht beantworten. Aber die Menschen vor Ort können das. Wenn es Expats gibt, frage sie, was sie dir empfehlen würden. Und was die Einheimischen und die Touris bezahlen. Hast du einen guten Draht zu den Locals, werden auch sie es dir verraten. Ich zahle grundsätzlich weniger als Touris und ungefähr zehn bis 20 Prozent mehr als die Locals. Aber nicht, weil ich geizig bin und um zehn Cent feilschen will. Sondern, weil ich langfristig denke. Wenn vor Ort zehn Cent einen hohen Wert haben, dann sollten sie es auch für dich haben und das darfst du auch gerne klarstellen. Denn wenn wir mit unserem Geld um uns werfen, dann weckt das falsche Erwartungen und führt zu Irritationen.
Und es gibt viele Möglichkeiten, Wertschätzung zu zeigen: Gerade, wenn du länger vor Ort bist, könntest du zum Beispiel für die Locals etwas aus deiner Heimat kochen.
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Was ich außerdem manchmal mache: Erst weit runterhandeln und am Ende (eines Tages, einer Tour) ein bisschen mehr geben und das als Trinkgeld für besonders guten Service verkaufen. Damit ist allen geholfen!
Gehe auf dem Markt essen und nicht ins teure Restaurant
Es muss nicht immer die Pizza im italienischen Restaurant oder noch schlimmer der Burger bei McDonalds sein: Probier auf deinen Reisen unbedingt die lokale Küche. Und wo geht das am besten? Auf den Märkten, versprochen.
Kaufe auf dem Markt oder in lokalen Supermärkten oder sogar direkt beim Erzeuger
Apropos Märkte: Die eignen sich natürlich auch hervorragend für einen Einkauf und das Geld kommt direkt bei den Locals und nicht den Besitzern riesiger (international geführter) Supermarktketten an. Noch besser und in einigen Ländern möglich ist es natürlich, wenn du dein Obst und Gemüse direkt vom Erzeuger kaufst.
Gib Kindern niemals Geld – und nur in Ausnahmefällen Bleistifte
Leider ist die Mär von den Kindern, die Touristen um Bleistifte bitten, ziemlich überholt. Mehrmals konnte ich beobachten, dass sie diese bekamen und anschließend direkt nach Geld fragten. Diesen Wunsch zu erfüllen ist ein absolutes No-Go! Denn Kinder gehören in die Schule und nicht auf die Straße zum Betteln. Und was immer sie dir auch erzählen: Du finanzierst ihnen mit deinem Geld nicht den Schulbesuch, glaub mir!
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Und auch, wenn sie von dir Lebensmittel haben möchten und du ihnen diese kaufst: Sie werden diese unmittelbar wieder zurücktauschen und in Bares verwandeln. Glaubst du nicht?
Ich erzähle dir eine Geschichte von größerem Ausmaß: Kennst du einen der vielen Gründen, warum Haiti bis heute von jeder Naturkatastrophe so hart getroffen wird, während es der Dominikanischen Republik auf der gleichen Insel so viel besser geht?
Als einmal wieder ein großer Sturm gewütet hatte, spendeten die Menschen aus der DomRep Steine, mit denen die Haitianer ihre Häuser nachbauen sollten, um so den Launen der Natur beim nächsten Mal zu trotzen. Was aber machten die Haitianer? Sie verkauften die Steine weiter. Und bei der nächsten Naturkatastrophe … du kannst es dir denken. Das ist absolut nicht verwerflich, zeigt nur, dass nicht jede gute Absicht zum gewünschten Erfolg führt.
Hinterfrage Volunteering – und schau genau hin
Noch einmal zurück nach Sansibar und eine weitere Geschichte, die ich nicht glauben würde, hätte ich sie nicht selbst erlebt. Dort gibt es eine „Hochschule“, die dänische Schulabgänger besuchen dürfen. 16 Wochen kosten zwischen 8.000 und 10.000 Euro, dafür lernen sie Swahili, Kitesurfen und dürfen den Kilimandscharo besteigen – schön getarnt als freiwillige Hilfsarbeit. Was davon (finanziell und an wahrer Unterstützung) bei den Locals ankommt, kannst du dir denken.
Ganz sicher sind aber nicht alle Projekte schlecht. Ich habe hier auf dem Blog schon mal über das Krankenhaus für Schildkröten in Kenia geschrieben, dass ich auf jeden Fall für Volunteering empfehlen kann. Wichtig ist, dass du den Unterschied zwischen Volunteering und Voluntourismus beachtest. Ja, so heißt das wirklich!
Beim Volunteering – wie im Schildkröten-Krankenhaus – bist du mehrere Monate vor Ort und unterstützt ein konkretes Hilfsprojekt. Beim Voluntourismus-Programm verbindest du ein Engagement mit dem inkludierten Ausflugsangebot. Das hat dann eher etwas von einer All-inklusive-Pauschalreise.
Foto: Criss Cheng // CC0 1.0
Hast du noch Tipps oder Fragen zum Thema Geld ausgeben im Ausland?
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Übrigens gibt es noch mehr zum Thema …
und zwar in diesen Artikeln:
- Schildkröte Ellie muss ins Krankenhaus: Wie die NGO „Local Ocean Trust“ in Watamu gegen das Plastik in unseren Meeren kämpft
- „Die Kinder haben Dinge erlebt, die ich mir nicht mal vorstellen kann“ Mit UNICEF in der Demokratischen Republik Kongo
- Paradies, Flucht, Hungersnot: Wer achtsam reist, entdeckt auch Schattenseiten
- „Lebst du jetzt im Paradies?“ Mein Zwischenfazit nach sechs Monaten als „Digitale Nomadin“
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