Als ich vor 24 Jahren das erste Mal einen Anime geschaut habe, wusste ich: JAPAN ist das Land, das ich eines Tages besuchen will. Fasziniert von der Kultur, den Menschen, ihren Traditionen und natürlich dem unglaublich tollen Essen, startete ich 2018 zum goldenen Herbst vom Flughafen Frankfurt am Main nach Tokio-Haneda.
Da ich mich ja bereits seit über 20 Jahre mit dem Land beschäftigte, fiel mir das Planen nicht allzu schwer. Wer aber noch nichts von Japan und vor allem Tokio weiß, sollte sich gründlich informieren, da die Möglichkeiten zahlreich sind.Die Anreise nach Tokio
Tokio selbst hat insgesamt zwei Flughäfen. Narita International Airport, der hauptsächlich für internationale Flüge genutzt wird; Und Haneda International Airport, der zwar auch internationale Flüge abwickelt, jedoch eher für nationale Flüge genutzt wird. Anfangs hat sich mir die Frage gestellt, mit welcher Fluggesellschaft ich fliegen will. Bei einer Flugzeit zwischen 11 und 13 Stunden war mir Sicherheit und Komfort wichtig. Nach zahlreichen Recherchen entschied ich mich für die japanische Airline ANA. Aus unzähligen Japan-Foren weiß ich, dass auch andere Gesellschaften Sicherheit und Komfort bieten (z.B. Lufthansa, Condor etc.), mich haben aber die Rezensionen überzeugt. Und ich bin mehr als begeistert gewesen. Schon im Flieger bekommt man das japanische Gefühl vermittelt. Die Höflichkeit der Japaner, das gute Essen und das Auge für Details habe ich in diesen zwölf Stunden genossen.
Vom Flughafen Haneda, der ca. 30 Kilometer von der Innenstadt entfernt liegt, bin ich mit der U-Bahn zu meinem Hostel gefahren. Anfangs war ich besorgt, ob ich das Bahnsystem der Japaner verstehe, da ich nicht ein Wort japanisch spreche. Aber das System ist super easy und die Japaner stets bemüht, einem zu helfen. Die Bahnen sind teilweise staatlich und teilweise privatisiert. Nutzen kann man sie natürlich alle, preislich machen sie nur wenige Yen aus. Natürlich kann man sich ein Einzelticket pro Fahrt kaufen, würde damit aber unglaublich teuer kommen. Bereits am Flughafen kann man sich die Pasmo-Card oder Suica-Card (es gibt noch weitere) kaufen, die man mit Geld auflädt und dann vor Betreten der Bahnstation scannt.
Wer glaubt ein Hotel “zentral” buchen zu können, der irrt sich. Tokio ist eine Stadt mit 37 Millionen Einwohnern (allein im Innern leben über 9,5 Millionen Menschen) und 23 Stadtteilen (Präfektur, wie man sie in Japan nennt). Entscheidend bei der Buchung einer Unterkunft ist das eigene Interesse. Die Bahn- und Busanbindungen sind in jedem Stadtteil super ausgebaut, sodass eine Fahrt von 20-30 Minuten bereits schnell ist.
Asakusa
Ich entschied mich für das traditionelle Tokio und buchte mein Hostel in Asakusa mit einer eigenen Line (Bahnlinie). Der Senso-ji Tempel ist Tokios ältester und bedeutendster buddhistischer Tempel. Kleine Stände, an denen man alles von Essen bis zu Kimonos kaufen kann, reihen sich aneinander. Auch das berühmte Eulencafé befindet sich in den unzähligen Gassen von Asakusa. Wer darüber hinwegsehen kann, dass Eulen an ihrem Bein an einer Stange angebunden sind, kann für ein paar wenige Yen eintreten, Eulen streicheln und sich aus einem Automaten einen Kaffee ziehen. Auch eines der berühmtesten Spiele Japans kann man in Asakusa testen. Das Asakusa-Kingyo (Goldfisch) ist ein Holzbecken mit winzigen Goldfischen, die mit einem Papierfecher in ein Gefäß befördert werden sollen, bevor das Papier vom Wasser aufweicht.
Asakusa bietet auch unzählige Leckereien. Vor den Restaurants findet man im Schaufenster die Gerichte aus Wachs und kann sich bereits vor Betreten aussuchen, was man gerne essen würde. Auch hier ist das Bestellen super einfach. Jedes Gericht hat seine eigenen Nummer; Entweder man bestellt an einem Automaten und drückt die gewünschte Zahl, oder man zeigt dem Kellner einfach das gewünschte Gericht. Lecker und günstig sind in Japan die Rahmen-Suppen. Meist eine Brühe mit Nudeln, Fleisch und einem Ei oder anderen Zutaten. Die Auswahl an Rahmen ist so umfangreich wie die an Eis. Tatsächlich habe ich mich am ersten Tag in das Sahneeis der Japaner verliebt und täglich mehrere Sorten verputzt. Der Verkaufsschlager ist natürlich das Matcha-Eis. Wer die grüne Zutat mag, kann sich in Japan austoben. Ich für meinen Fall bin nicht sonderlich vom Geschmack angetan.
In Japan bekommt man zu allen Gerichten Wasser umsonst.
Wer den Stadtteil Asakusa besucht, sollte unbedingt einmal „Tako-yaki“ probieren. Kleine Weizen-Ei-Bällchen, die ein Stück Oktopus umschließen und mit einer Soße begossen werden. Vorsicht: heiß!
Die Sushi-Restaurants in Japan sind begehrt und teilweise überfüllt. Wer trotzdem gerne in einem essen möchte, sollte sich früh genug um einen Tisch kümmern. Ich kann aber auch das Supermarkt-Sushi empfehlen. Im Gegenteil zum deutschen Supermarkt-Sushi ist das in Japan frisch, lecker und günstig.
Auch Essen an den Ständen kann ich ohne Bedenken empfehlen. In anderen asiatischen Ländern wird davor gewarnt, da die Hygiene dort eine eher geringere Rolle spielt. Die Japaner aber sind sauber und ordentlich und dazu ist das Essen lecker und günstig. Ich lag preislich über den Tag verteilt bei 2.000 Yen, was umgerechnet ca. 16-17 Euro ausmacht.
Tokyo Sky Tree
Unweit von Asakusa liegt der “Tokyo Sky Tree”, der mittlerweile zu einem der Wahrzeichen Tokios geworden ist. Mit seinem 634 Metern Höhe ist er der größte Fernsehturm und das zweitgrößte Gebäude der Welt. Im unteren Bereich befindet sich ein Aquarium und zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten. Wer aus den 90er Jahren noch die Glücksbärchies kennt, kann sich in einem eigenen Cafe ein Getränk bestellen.
Das Betreten der Aussichtsplattform ist nicht günstig, doch das Geld ist es wert. Die erste Plattform liegt bei 350 Metern. Mit einem gläsernen Fahrstuhl schießt man in die Höhe und wird von blauen Lichtern, die wie Sternschnuppen zu Boden fallen, begleitet. Ein einmaliger Eindruck! Tickets für die erste und die zweite Plattform kann man direkt am Eingang kaufen (oder bereits online), die Wege sind super gut ausgeschildert. Ich rate dazu, den Turm bei Nacht zu besuchen. Ich stand mit Tränen in den Augen da und konnte nicht aufhören, diese wunderschöne Stadt anzustarren.
Die zweite Plattform befindet sich noch einmal 100 Meter über der ersten und kostet einen weiteren Aufschlag. Ich habe auf Empfehlungen anderer gehört, musste aber feststellen, dass sich diese wenigen Meter nicht gelohnt haben. 350 Meter sind genug, um Tokio in seiner Schönheit zu erleben.
Um einen Stadtteil Japans zu erkunden, benötigt man teilweise einen ganzen Tag. Wer glaubt, dass er locker zu Fuß laufen kann, um sich die voll gestopfte Bahn zu ersparen, der wird schnell eines besseren belehrt. Ich bin täglich um die 20 Kilometer gelaufen und habe mich eher nur auf einen Stadtteil konzentriert.
Shibuya
Die berühmteste und verrückteste Kreuzung der Welt liegt in Shibuya. Wer einen perfekten Blick auf das bunte Treiben erhaschen will, dem rate ich, im gegenüberliegenden Starbucks einen Kaffee zu holen und von der oberen Etage auf die Kreuzung nieder zu blicken.
Wer den Film “Hachiko” kennt, der sollte unbedingt die Statue des Hundes besuchen. Und das am besten früh morgens, denn gegen Mittag zieht sich die Schlange für ein Foto ewig lang. Ich habe meine Zeit gebraucht, bis ich die Statue des Hundes gefunden habe, da sie auf den ersten Blick eher unscheinbar erscheint. Sie liegt aber direkt gegenüber des Shibuya-Bahnhofs am Hachiko Ausgang.
Shibuya ist bekannt für seine verrückte Mode, den Werbetafeln und das wilde Treiben. Ehrlich gesagt war dies für mich der schönste und aufregendste Tag, weil ich Tokio einfach mit einer bunten und ausgefallenen Welt vergleiche. Selbst die Gerüche in diesem Viertel waren anders. Es roch nach Essen, nach Zucker, nach Blumen. Teilweise erlebte ich eine pure Reizüberflutung an Gerüchen, Geräuschen und Sehenswürdigkeiten. Wer dies noch intensiver erleben will, sollte unbedingt die “Takeshita-dori” besuchen: Eine Einkaufsstraße voller Souvenier- und Textilgeschäfte. Cosplay-Fans werden sich hier austoben können.
Unweit der Takeshita-dori liegt der Yoyogi-Park und beherbergt den nationalen Shinto-Schrein “Meiji Jingu-Schrein”, der zum Familien-Schrein des Meiji-Kaisers diente. Für nur wenige Yen kann man sich kleine Holztafeln kaufen und einen Wunsch oder Gebet aufschreiben.
National Museum Tokio
Da ich ein großer Fan von Museen bin und für mich der Besuch eines nationalen Museum Pflicht ist, besuchte ich das National Museum Tokio im Stadtviertel Ueno, der in Mitten des Ueno Parks liegt. Leider bin ich völlig enttäuscht wieder heraus, da ich nicht mehr als Schwerter, Vasen, Kimonos oder Schriftrollen gesehen habe. Wer sich jedoch für solche Objekte interessiert, kann für wenige Yen einen Spaziergang einlegen. Ansonsten befindet sich im Ueno Park auch der Ueno Zoo, der Panda Bären beinhaltet. Hier sei aber gleich gesagt: Um einen kurzen Blick auf die Pandas (die hauptsächlich nur schlafen) zu erhaschen, stand ich 90 Minuten an. Auch wenn der Zoo groß und gepflegt ist, so muss jeder Tierfreund überlegen, ob er dem Ganzen einen Besuch abstattet. Ich erwähne an dieser Stelle, dass für die Japaner Tiere einen anderen Stellenwert haben, als für uns Deutsche. Teilweise waren die Käfige viel zu klein.
Ich empfehle jedem, diesen Zoo nicht am Wochenende zu besuchen, da die Japaner an ihren freien Tagen ihre Familienausflüge machen und alles überfüllt ist.
Was mich aber besonders beeindruckt hat an diesem Land, ist die Kinderfreundlichkeit. Jeder, der mit Kind reist, wird umgarnt. Überall sind Kinderwagen auszuleihen, es gibt extra Kindergerichte, die liebevoll zusammen gestellt sind und sogar kleine Animationen für die Kleinsten.
Akihabara
Als Anime und Mangafan war klar, dass ich Akihabara besuchen muss. Schon am Bahnhof prangen die Werbetafeln mit den Figuren. An jeder Ecke stehen die Maids (junge Mädchen in Manga Kleidern) und locken hauptsächlich die männlichen Besucher in die Maido-Cafes. Akihabara ist das größte Elektronikviertel und bietet neben all den Manga und Anime Souveniers auch Karaoke und Spielcasinos an. Ich empfehle das Viertel bei Dunkelheit zu besuchen, da die Lichter der Werbetafeln die Gegend erleuchten und man einen besseren Eindruck davon gewinnen kann.
Bevor ich meine Reise antrat, erstellte ich mir eine Liste von bestimmten Sehenswürdigkeiten. Vor allem freute ich mich auf den Blick der “Rainbow-Bridge” bei Nacht. Ich hatte sie das erste Mal im Anime “Detektive Conan” gesehen und musste wissen, wie diese Brücke in der Realität aussieht. Ihren Namen erhielt die Brücke bei der Eröffnung, als sie in den Regenbogenfarben angestrahlt wurde. Heute leuchtet sie eher grün. Den perfekten Ausblick erhält man von der Tokio-Bucht in Odaiba. Dieses Viertel ist noch jung und ziemlich modern, bietet ein riesiges Einkaufszentrum und soll für die Olympischen Spiele 2020 eine wichtige Rolle spielen.
Im Einkaufszentrum ließ ich mich als Mangafigur zeichnen, shoppte mich durch die Läden und setzte mich dann an die Bucht. Nur die Freiheitsstatue trübte den japanischen Blick. Hier handele es sich anscheinend um eine Leihgabe Frankreichs und soll an das Original in New York erinnern.
Digital Art Museum
Dringend zu empfehlen ist das “Digital Art Museum”, das im Mai 2018 als erstes und einziges in Japan eröffnete. Ich war etwas vom Preis abgeschreckt und konnte mir anfangs nichts darunter vorstellen. Es zeigt die Schönheit unserer heutigen digitalen Welt. Auf die Empfehlung anderer bin ich trotzdem hin. Die Tickets sind am besten online zu bestellen, da die Schlange an der Kasse sehr lang ist. Meine Skepsis war bereits mit dem ersten Raum dahin: Durch Videos von Blumen, Wasserfällen, Tieren etc., unzähligen Klängen und Musik, wird man emotional in eine Welt gerissen, die so völlig anders ist. Boden, Decke, Wände… alles wird bestrahlt. Mit Lichtern, Lampen, Effekten kann man einen Tag lang der Realität entfliehen. Ich wollte gar nicht mehr weg aus diesem Gebäude. In der oberen Etage findet man auch die Fitnessabteilung. Hier wird mit Lichtern und Effekten zum Sport eingeladen.
Fuji
Ein weiteres Wahrzeichen Japans ist wohl der bekannte Vulkan “Mt. Fujijama”. Hier habe ich mir eine Tour bei Get your Guide gebucht, da mir die Anreise alleine zu kompliziert war. Mit dem Bus fuhren wir zwei Stunden bis zur Aussichtsplattform. Um die Spitze des Fuji zu sehen, braucht man einfach Glück. Innerhalb weniger Sekunden können sich dicke Wolken davor schieben und schon ist das Ambiente hin. Auch ist die Temperatur im Vergleich zur Stadt kälter. In Tokio herrschten zu dieser Zeit 22 Grad, während es um den Fuji herum ca 2 Grad waren. Unweit des Fuji liegt ein Ninja Dorf, in dem man Ahornbäume in ihrer vollen Pracht erleben kann. Die Dörfer drumherum laden zum Essen ein, an den vielen Seen kann man spazieren und sich ein Blaubeer-Eis holen. Übrigens das beste Eis, das ich in Japan hatte. Die Blaubeeren wachsen rund um den Fuji und werden extra für das Eis gepflückt.
Fünf Tage nur hatte ich für Tokio und war enttäuscht, als ich abreisen musste. Diese Stadt bietet locker Beschäftigungen für zwei Wochen. Das Ghibli Museum zum Beispiel konnte ich nicht besuchen, da ich nicht exakt drei Monate im Voraus Karten gekauft hatte. Wer eine schrille, durchgeknallte, bunte Welt erleben will, der ist in Tokio genau richtig.
Möchtest du noch weiter lesen?
Auch Astrid war schon in Tokio und hat in ihrem Text „In den Straßen von Tokio“ darüber geschrieben.
Willst du immer gleich erfahren, wenn es Neuigkeiten auf dem Blog gibt?
Dann folge waiting is happiness doch gleich auf Facebook, Twitter und Instagram.
Und was ist mir dir?
Warst du auch schon in Tokio und hast weitere Tipps für uns? Dann immer her damit in den Kommentaren!