Ausflug nach Mudchute- Eine Farm in London -


Und plötzlich ist da wieder dieses Gefühl, dass ich seit mehr als zweieinhalb Jahren vermisst habe: nach Hause zu kommen. Sich fallenlassen an einem Ort, der sich einfach richtig anfühlt. England, ich habe dich so vermisst! Auf zu neuen Abenteuern.

Es ist Juli 2022, die Hitze wütet in London, die Parks sind trotz Trockenheit überfüllt, schattige Plätze gibt es kaum. Eine laue Brise schlägt uns erst entgegen, als wir die DLR auf der Isle of Dogs verlassen. Hier, südlich von Canary Wharf, sind wir umgeben von Wasser und, vor allem, plötzlich inmitten einer Farm. Mudchute ist ein Naturreservat und ein SNCI, also ein Ort, dessen Natur es zu schützen gilt.Grasende Kühe, borstige Schweine, Pferde, unzählige Enten- und Hühnerarten, Esel und bunte Vögel begrüßen uns unerwartet auf den 13 Hektar Land, auf dem die größte urbane Farm Europas liegt. Die Organisation, die den Park und die Farm verwaltet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Tiere zu schützen, die vielseitige Flora und Fauna von Mudchute zu erhalten, die Menschen über landwirtschaftliche Themen zu informieren, es vor allem jungen Menschen zu ermöglichen, auf der Farm mitzuarbeiten und den Bewohner:innen Londons einen Ort für Ruhe und Entspannung zu bieten – insbesondere für Familien, Ältere und Menschen mit geringem Einkommen. Mudchute ist auch Londons einzige Farm, die vom Rare Breed Survival Trust anerkannt ist und seltene Tierarten schützt.

Hier draußen ist die Schnelllebigkeit und Hitze der Stadt fast kaum mehr spürbar. Es ist ruhig, hin und wieder hören wir ein Huhn gackern, ein Pferd schnauben. Zwei riesige Schweine suhlen sich genüsslich im Matsch und nehmen keine Notiz von ihrer Umgebung. In der Mitte des Parks, der sich in malerischen Hügeln erstreckt, liegt ein Rund. Hier werden Kleintiere und Vögel gepflegt, es gibt ein kleines Café und wir können ein wenig Futter für die verschiedenen Enten kaufen.

Enten gehören zu meinen absoluten Lieblingstieren und es ist das erste Mal für mich, dass ich indische Laufenten oder Mandarinenten so nah erleben darf. Die Enten scheinen sich über das Futter zu freuen, das wir ihnen anbieten, ziehen sich dann wieder in ihren Schatten zurück. Eine Kuh kommt auf uns zu, als wir an ihrer Weidefläche entlang kommen, stupst zutraulich mit ihren Nüstern und schließt sogar zufrieden die Augen, als sie ihre Ohren gekrault bekommt.

Unweit von uns macht eine Schulklasse offenbar einen Ausflug. Eine Farmmitarbeiterin erklärt den rund 15 Kindern, wie das Team versucht, zusammen mit Tower Habitats die Biodiversität von Mudchute zu  pflegen und auch für Frösche zu sorgen, die sich hier in den Ländereien verstecken. Ein „lebendiger Klassenraum“, so heißt die Zeit, die die Kinder hier zum Lernen und Entdecken verbringen. Wir sind neugierig und fragen nach: Für Kinder bietet die Farm viel an, sagt die Freiwillige, die seit ein paar Monaten für Mudchute aktiv ist. „Im Mittelpunkt dabei sehen immer das spielerische Lernen rund um Pflanzenbiologie, Agrarwirtschaft, Tierpflege, Geographie, Umweltschutz und auch Kunst!“

Wir beenden unseren friedlichen Ausflug in die Wildnis mit einem letzten Rundgang, verlassen den Park in Richtung Canary Wharf und wandern durch die hochmodernen Docklands zurück ins Herz der Stadt, ein harter Kontrast zur Ruhe und Abgeschiedenheit von Mudchute.

Ich bin froh, einen neuen Ort in meiner Herzensstadt entdeckt zu haben, der mir zeigt, wie vielseitig das Leben hier sein kann.

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Wissenswertes

Mudchute Park and Farm erreichst du am besten mit der DLR, die mit der Londoner U-Bahn verbunden ist. Die Stationen Mudchute und Corssharbour liegen in Gehweite zum Gelände.

Wenn du bei deinem Besuch mehr über die Farm und die Tiere dort erfahren willst, kannst du eine Farmtour buchen. Ein Mitglied des Teams führt dich durch die Farm und erläutert mehr über die Tiere und die Landschaft. Auch kannst du bei Fütterungen aushelfen. Eine Tour dauert etwa eine Stunde und kann gebucht werden mit einer Nachricht an farm@mudchute.org

Der Eintritt ist komplett kostenfrei. Du kannst am Café eine Spende hinterlassen oder gegen geringes Geld etwas Futter für einige der Tiere erwerben.