„Was, du fliegst schon wieder weg? Denkst du eigentlich auch mal an deinen ökologischen Fußabdruck?“ Ich muss schlucken und schaue meinen Bekannten an. „Naja, also…“ Aber er möchte mich nicht ausreden lassen, denn er ist sich seiner Sache sicher: Mein Reisen macht mich zu einem schlechteren Menschen…
Er achtet darauf, nur bio und sowieso vegan einzukaufen, nur in seiner Heimat zu bleiben, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen und sein Haus mit energiesparenden Gerätschaften auszustatten. Keine Frage, dass er außerdem der Zero-Waste-Bewegung anhängt. Während er weiterspricht und meine unökologische Reiseliebe Wort für Wort zunichte machen versucht, sitze ich da und komme ins Grübeln: Bin ich wirklich so ein Umweltsünder?
Es begeistert mich immer wieder, wenn ich von Menschen lese, die es schaffen, ohne Müll zu leben. Die sich selbst aus ihrem Garten versorgen können, mit frischen Tomaten, Zucchini, Gurken und Erdbeeren. Die an Plastik-Sammel-Aktionen am Strand teilnehmen und darauf aufmerksam machen, wie schlecht es unserem Planeten geht. Ja, ich identifiziere mich auch mit dieser Bewegung, denn es geht um genau das: Wir haben nur eine Erde.
Gerade aus diesem Grund kann ich verstehen, dass es vielen hypokratisch erscheint, dass ich trotz meiner Überzeugung immer noch mit dem Flugzeug fliege (oder fliegen kann). Schließlich lebe auch ich eine Lebensweise, die man eigentlich als „ökologisch bewusst und nachhaltig“ bezeichnen würde.Eine Frage der Perspektive?
Nachhaltiges Reisen ist ein hochsensibles Thema, denn jeder hat seine eigene Auslegung. Und irgendwie scheint hier jeder mitzudiskutieren. Das finde ich gut — es macht schließlich darauf aufmerksam, wie wichtig diese Gedanken sind.
Auf meinen Reisen habe ich gesehen, wie es um unsere Welt steht. Leid, Armut, Krankheit, Umweltverschmutzung, Kinder ohne Bildung, Hunger, verwaiste und verletzte Tiere, Landraub.
Genauso habe ich gesehen, wie wundervoll das Leben sein kann, an so fernen Orten wie Afrika oder Indonesien: Menschen voller Lebensfreude, Musik und Tanz, lachende Gesichter, Gastfreundschaft, Liebe, Wärme, Herzlichkeit. Hätte ich diese Erfahrungen auch an anderen Orten machen können, die nicht so weit von meiner Heimat entfernt liegen? Ich glaube: Vielleicht. In anderer Weise. Trotzdem würde ich immer wieder in ein Flugzeug steigen, um diese Erlebnisse zu wiederholen.
Wie reist du nachhaltig?
Was tue ich denn, um diese schlimmen Dinge in den Ländern zu ändern, fragen sich viele bestimmt jetzt. Was tue ich, um meine Flugreisen zu rechtfertigen? Kurzum, wie reise ich nachhaltiger?
- Ich reise ausschließlich mit Handgepäck, zahle also nicht noch mehr Geld an die Fluggesellschaften für einen Koffer
- Vor der Reise informiere ich mich über das Land: Wie wird mit der Umwelt umgegangen? Wie steht es um das Leben in diesem Land, wie müssen sich die Einheimischen versorgen?
- Ausdrucken tue ich ungern, daher reise ich mit digitalen Tickets. Das ist mittlerweile fast überall möglich, ob Zug, Bus oder Flug
- Ich hinterfrage, was ich im Reiseland einkaufe. Das heißt, dass ich nicht im Supermarkt einkaufen gehe, nur weil er günstig ist. Ich suche Bioläden, Märkte, Straßenstände und unterstütze landestypische Händler und ihre Waren
- Hotelketten sind mir suspekt, daher lebe ich ausschließlich in Airbnbs, die wirklich von Menschen angeboten werden, die dort wohnen. Meine Tipps dazu lest ihr in meinem Blogbeitrag „8 Tipps für dein Zuhause auf Reisen“
- Wer lieber in Hotels übernachtet: Es gibt tolle Bio-Hotels und nachhaltige Reiseanbieter, die Gütesiegel haben, auf die ihr achten könnt
- Müll vermeide ich zu Hause, also auch auf Reisen: Keine Einwegflaschen, keine Plastiktüten, kein Einweggeschirr
- Da ich schon geflogen bin, nutze ich im Reiseland öffentliche Verkehrsmittel oder Räder. Besonders ist London ist das klasse: Dort gibt es öffentliche Fahrräder an jeder Ecke, die man stundenweise gegen einen geringen Preis ausleihen kann. In Rom habe ich einen Italiener getroffen, der Räder vermietet und habe ihn gerne unterstützt
- Mit so einer Spork, also einer kombinierten Löffel-Gabel, die ihr unten auf dem Bild seht, esse ich auf Reisen sehr gerne, um Einwegbesteck zu vermeiden.
Mehr geben als man hat
Mir gefällt es besonders, Organisationen zu unterstützen, die in den Ländern, die ich bereise, etwas gutes tun. Um die Welt ein bisschen besser zu machen.
Ein tolles Projekt ist der David Sheldrick Wildlife Trust, der in Afrika Wildtiere schützt, pflegt und wieder auswildert. Seit ein paar Jahren unterstütze ich die Organisation und übernehme Patenschaften für Elefanten.
Wie ihr seht: Nachhaltiges Reisen geht und ist immer eine Frage der Perspektive. Am Ende ändert die Summe aller Einzelhandlungen, die bei uns selbst anfangen, das große Ganze.Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn ihr auf so einen Affiliate-Link klickt und darüber einkauft, bekomme ich von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Ihr bezahlt deshalb aber nicht mehr Geld.