Als ich das erste Mal an diesem tollen Ort war, da war ich ganz allein. Am Meer. In der Einsamkeit. Im Nebel. Und ja, die Sonne ging auch gerade unter. Ziemlich kitschig, aber wunderschön. Dieser Ort und die kurze Zeit, bevor es stockdunkel wurde, waren magisch. Vielleicht habt ihr so einen Moment auf Reisen schon einmal erlebt und versteht, was ich meine?
Der Zauber schwindet.
Ich werde den Ort nicht nennen, auch wenn es dafür eigentlich schon längst viel zu spät ist. Denn vor dem Ansturm, der später über ihn hereinbrach, kann ich ihn nicht mehr schützen. Die Chancen stehen gut, dass viele von euch ihn kennen, ja, sogar schon dort waren. Und das, obwohl er, zumindest von Deutschland betrachtet, am anderen Ende der Welt liegt.
Das ahne ich, weil ich selbst noch einmal zurückgekommen bin. Nur war ich dieses Mal nicht mehr allein. Auf dem Parkplatz, auf dem einst dichte Nebelschwaden um mein einsames Auto waberten, gab es nun Parkeinweiser, die bitternötig waren. Massen an Touristen schoben sich den schmalen Pfad zur Aussichtsplattform entlang und drängelten sich rund um den Leuchtturm. Die Magie war verschwunden.
Mir wird bewusster denn je: Reisen verändert sich.
Overtourism ist das Stichwort, hinter dem sich verbirgt, dass Reisen günstiger und die globale Mittelschicht immer größer wird, so dass Urlaub vom Luxus- zum alltäglichen Konsumgut avanciert.
Aber wenn du jetzt glaubst, dass ich die Chinesen dafür verantwortlich mache, dass sie uns unser Reiseidyll wegnehmen, dann hast du dich geschnitten.
Mein schönstes Reiseerlebnis
Denn wenn ich überlege, was Reisen für mich ausmacht, dann fallen mir als erstes die Momente ein, in denen ich über mich herausgewachsen bin. Dicht gefolgt von den tollen Menschen, die ich überall auf der Welt getroffen habe. Und erst ganz am Schluss denke ich an die Sehenswürdigkeiten.
Die Oper in Sydney, der Panamakanal, der große Palast in Bangkok … sie alle waren für mich nur die Kulisse für das, was meine Reisen wirklich ausgemacht hat.
Das Erlebnis, damals im Nebel am Meer im Sonnenuntergang, war für mich persönlich einzigartig. Trotzdem hätte ich es an vielen anderen Orten auf der Welt haben können. Auch und sogar in Neuseeland. Das weiß ich so genau, weil ich es in den folgenden Wochen meiner zweiten Reise durch dieses wunderschöne Land so erlebte.
Ich habe keine Angst! Oder doch?
Ich habe keine Angst vor Overtourism, denn auch wenn ganz China und die anderen Sündenböcke die Welt bereisen, wird es diese Orte geben, an denen wir ganz allein sind. An denen wir tolle Menschen treffen und über uns hinauswachsen.
Trotzdem habe ich Angst vor Overtourism, denn Mensch und Natur leiden, wenn alle an dieselben Orte reisen. Deshalb ist es mir wichtig, auf diesem Blog Werbung dafür zu machen, eben genau jene Ziele zu entlasten, die heute unter den Touristenmassen leiden.
Lasst uns mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass verantwortungsvolles Reisen möglich ist. Indem wir Orte besuchen, an denen noch nicht jeder war. Indem wir die Kultur der Einheimischen respektieren und unseren Müll am Ende der Reise wieder mitnehmen. Die Erde ist groß genug für uns alle.
Macht ihr mit?
Noch mehr Achtsamkeit auf Reisen
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Willst du gleich weiterschmökern,
dann kann ich dir diese Texte empfehlen:
- In Nachhaltig reisen – geht das? hält Julia ein Plädoyer für Umwelt-Bewusstsein trotz Flugreisen
- Mehr über Neuseeland und auch wieder ein bisschen über Overtourism liest du in Heiligabend mal anders. Dort erzähl ich von meinen weißen Weihnachten am anderen Ende der Welt und mitten im Sommer.
- Und wenn du dann immer noch nicht genug hast, dann erzählen die Sandra und Patryk in „Kleine Wunder und perfekte Momente“, wie sie gelernt haben, achtsamer zu reisen.
Und jetzt erzähl du mal!
Bist du auch schon mal an einen Ort zurückgekommen und konntest nicht glauben, wie sehr er sich verändert hat? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Dieser Text ist im Rahmen der Blogparade „Verantwortung als Reiseblogger“ von takly on tour entstanden.
Liebe Birte,
vielen Dank für diesen tollen Erfahrungsbericht und den Einblick in deine Gedankenwelt. Ich kenne diesen – von dir beschriebenen Ort – und wir hatten sozusagen das Glück, dass wir ihn an einem sehr regnerischen Tag besucht haben, wo nicht viel los war. Wir können uns allerdings bildlich vorstellen, was hier bei gute Wetter abgeht. Solche Orte gibt es leider inzwischen zu Hauf auch in anderen Ländern – ich denke da gerade an den Westen von Kanada. Ich freue mich sehr, dass du bei unserer Blogparade mitgemacht hast!
Viele Grüße,
Tanja