Padua an Ferragosto- Feiertag in Bella Italia -


Am 15. August kommen wir in sengender Hitze in der zauberhaften Stadt Padua, italienisch Padova, an. Als Kunstliebhaberin hat mich diese malerische und geschichtsträchtige Stadt sofort in ihren Bann geschlagen. Und es ist Feiertag in Italiens schönster Universitätsstadt!

Wer im August nach Italien reist, der kann die Zeit des Ferragosto-Festes genießen. Dieser Feiertag, vom lateinischen Fariae Augusti, was so viel wie Festtag des Augustus bedeutet, ist in Italien der wichtigste Feiertag für Familie und (katholische) Kirche. Bei uns ist dieser Tag als Mariä Himmelfahrt bekannt. Er markiert für die Italiener den Wendepunkt des Sommers, da der heißeste Tag des Jahres ist – und das Leben in Italien kommt zum Erliegen.

Geschichte, Kunst und Kultur

Padua ist eine der ältesten Städte Italiens und liegt etwa 30km von Venedig entfernt. Der Fluss Bacchiglione fließt gemächlich durch die alte Universitäts-Stadt. In der Antike galt Padua als eine der reichsten Handelsstädte des Römischen Reichs. Im Jahr 1222 wurde die Universität Padova als Dritte in Italien aufgebaut: Hier studierten Meister wie der Renaissance-Maler Giotto di Bondone oder Künstler Altichiero da Zevio, Begründer der Veroneser Schule. Unter der Herrschaft Venedigs florierte die Stadt, und unter dem Einfluss von diversen Künstlern entwickelte sich das malerische Stadtbild, das man heute bewundern kann.

Unser Hotel liegt nur wenige Meter vom berühmtesten Schauplatz der Stadt entfernt, aus dem Fenster sehen wir bereits die Kuppeln: Die Wallfahrtskirche Basilica di Sant´Antonio, die Basilika des Heiligen Antonius. Im majestätischen Innenraum, in Stille gehüllt, erleben wir aus nächster Nähe das Grabmal und den Hochaltar mit den Bronzestatuen von Donatello. An die venezianische Herrschaft erinnert auch das auf der Piazza del Santo stehende Standbild des Feldherrn Erasmo da Narni. „Gattamelata“, nickt uns eine vorbeikommende Dame zu und deutet zum grimmigen Gesicht des Reiters hinauf.

Weltkulturerbe: Der Botanische Garten

Vor den Feierlichkeiten am Abend wollen wir einen Abstecher zum Orto Botanico di Padova, dem historischen Botanischen Garten, machen. Er hat trotz Ferragosto geöffnet und wir stürzen uns in die kühlen Schatten der Blätter. Der Garten ist der älteste Universitätsgarten der Welt und gehört mittlerweile zum Weltkulturerbe. Hier studierte schon Goethe unter der berühmten Goethe-Palme. Die Palme wurde 1585 gepflanzt und steht noch heute in voller Pracht. Andächtig lassen wir uns eine Weile nieder. Die literarische Erleuchtung trifft uns zwar nicht, aber wir genießen den herrlichen Ausblick über den prachtvollen Garten.

Hier reihen sich auf 22.000 Quadratmeter rund 6000 Pflanzenarten und eine Gewächshausanlage aneinander. Besonders die modernen, futuristischen Gewächshäuser begeistern uns. Die Pflanzenarten sind hier nach Vegetationen angeordnet, über Treppen geht es in den Pflanzenwelten hinauf und hinunter. Draußen spaziert man durch geometrisch angelegte Beete um den Brunnen in der Mitte des Gartens herum. Neben einer Heilpflanzenabteilung gibt es eine Sammlung von Giftpflanzen, Fleischfressenden Pflanzen, Orchideen, Wasser- und Gebirgspflanzen.

Wir stärken uns an der Piazza dei Signori mit einem großen Teller Pasta. Dabei sitzen wir in der ersten Reihe, um den Torre dell´Orologio zu bewundern, den Uhrenturm aus dem Jahr 1437.

Ferragosto auf dem Prato della Valle

Das riesige Zifferblatt erinnert uns bald daran, dass es Zeit für das Feuerwerk auf dem Prato della Valle wird. Padua wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer der reichsten Städte Italiens. Dieser Aufschwung zeigt sich im Mittelpunkt der Stadt: Der Prato della Valle ist der drittgrößte Innenstadtplatz in ganz Europa.


Größer sind nur der Rote Platz in Moskau und der Place de la Concorde in Paris. Rund um den Platz stehen 88 Statuen aus Marmor, eine große Rasenfläche dominiert die Mitte, die zum Sonnen und Entspannen einlädt.

Es wird Abend, und die Menschen versammeln sich vor der erleuchteten Kulisse der Basilika des Heiligen Antonius und der Basilika Santa Giustina auf dem Platz. Musiker haben sich um die Massen versammelt, spielen italienische Klassiker und wir stehen mittendrin in all der Festlichkeit: Glücklich, dass wir diesen Moment in Italien genießen dürfen. Das Feuerwerk wird gegen 23 Uhr gezündet, der Countdown wird unisono angestimmt: Quattro, tre, due, uno… Fast eine Stunde bestaunen wir bunte Raketen, riesige Funkenregen und silbrige Sternenschauer am Nachthimmel, neben uns stimmen einige Italiener feuchtfröhlich den Prince-Klassiker Purple Rain an und erheitern alle anderen um sich herum. Ohs und Ahs erheben sich in die Nacht, die Musik wechselt zu Coldplays Viva la Vida, es wird getanzt.

Den Text kennen wir auswendig und wir fühlen uns fast so, als würden wir dazu gehören. Die Straßen sind auch auf dem Rückweg zu unserem Nachtlager bevölkert mit feiernden Menschen, lachende Gesichter strahlen uns entgegen. Mit einem schnellen nächtlichen Eis auf die Hand beenden wir den herrlichen Feiertag und sind sicher: Padua ist die Reise wert.

Ci vediamo, Padova!

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