Ihr Mund ist noch immer zu einem Schrei verzogen. Aus ihren Zügen spricht blanke Panik. Die Finger verkrampft um die eigenen Schultern geschlungen, eingesunken und verängstigt. Ich kann nicht mehr hinsehen und senke den Blick. Der für ewig in Stein eingeschlossene letzte Moment dieser Frau, deren Namen ich niemals kennen werde, trifft mich tief. Im längst verlorenen Pompeji kommen mir die Tränen. 

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Kälte riss ihm die Haut von den Wangen, Tränen brannten in den Augenwinkeln, Eis verklebte Wimpern und Brauen. Der Pelz um seinen Kopf schützte ihn nicht mehr vor dem peitschenden Schnee, war getränkt von Erde, Salz, Blut, seinem eigenen Speichel. Der Lauf des Jagdgewehrs klopfte bei jedem Schritt durch das kniehohe Weiß auf seinen Rücken. Er fühlte es nicht, spürte nur noch das schwarze Loch in seinem Bauch und seiner Kehle, den Dunst in seinem Kopf. Ihm war schwindelig.

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Diese Reise letzten Oktober war etwas ganz Besonderes für mich. Nicht nur, dass ich so lange nicht mehr weggeflogen bin, sondern viel mehr, weil es der erste Urlaub mit ihm war. Ich glaube ich habe mich auch noch nie so sehr auf eine Reise gefreut, denn wenn man neunhundert Kilometer auseinander wohnt, genießt man jeden Augenblick zusammen. Getroffen haben wir uns am Flughafen und dann ging es ab nach – Rhodos!

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Unter meinen Fuß schillert der Ozean in blau und türkis. Ich rieche den Duft der Olivenhaine auf in den Bergen hinter mir, höre, wie der Wind durch die Blätter der Zitronenbäume rauscht. Mein Blick wandert über die Inseln im Meer, eingetaucht in mystischen Abendnebel. Ein wohliger Schauer fährt mir über den Rücken, als die Sonne langsam am Horizont versinkt, den Vesuv in der Ferne in goldenes Licht taucht. Ein Zauber liegt in der Luft von Sorrent. Ergriffen schließe ich die Augen. 

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Wie fängt man an, eine Reise zu beschreiben, für die es eigentlich keine Worte gibt? Auch heute, einige Monate nach meiner Primitivo-Tour, habe ich noch immer nicht ganz realisiert, was da eigentlich passiert ist. War ich das, die fast 500 Kilometer zu Fuß gelaufen ist? Berge erklommen und Flüsse überquert, mit wildwuchernden Pflanzen gekämpft und im ältesten Restaurant der Welt gegessen hat, direkt vor der heiligsten aller Kirchen, mitten in Santiago de Compostela?

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