Roadtrip durch Jordanien- Praktische Tipps für deinen Urlaub -


Wohin in einer Woche Resturlaub Ende Oktober? Wir wollten im Herbst noch einmal in die Sonne, aber nicht allzu weit fliegen und am liebsten individuell durchs Land reisen. Schnell fiel unsere Wahl auf Jordanien, denn das Land stand schon ewig auf unserer Wunschliste.

Anreise, Planung, Sicherheit

Günstige Flüge haben wir ab Prag gefunden (von uns aus ca. drei Stunden Autofahrt) und ein Mietwagen der zweitkleinsten Kategorie war rasch gebucht. Wie wohl jeder, der momentan den Nahen Osten bereist, mussten wir uns im Vorfeld besorgte Kommentare von Familie und Freunden anhören – „Jordanien? Ist das nicht gefährlich? Und dann auch noch selbst fahren?“ – und wir haben uns mit der Sicherheitslage während der Reiseplanung gründlich auseinandergesetzt. Die Situation kann sich natürlich schnell ändern und man sollte sich auf jeden Fall vor der Reisebuchung zum Beispiel auf der Webseite des Auswärtigen Amtes informieren. Jedoch haben wir uns während der Reise stets sicher gefühlt und zum derzeitigen Stand (Januar 2020) gilt Jordanien bis auf einige Grenzregionen als sicheres Reiseland. Der Tourismus ist aufgrund des Syrienkrieges in den Jahren 2011-2015 sehr eingebrochen, obwohl Jordanien nicht am Kriegsgeschehen beteiligt ist. Die Bevölkerung hat darunter sehr gelitten, weil viele Arbeitsplätze vom Tourismus abhängen. Erst in den letzten Jahren kommen wieder mehr Besucher ins Land, aber die Zahlen sind noch nicht wieder auf dem Niveau von 2010.

Autofahren in Jordanien

Bis auf die Innenstadt von Amman, für die man starke Nerven als Autofahrer braucht, war das Selbstfahren kein Problem. Der Verkehr ist natürlich etwas „trubeliger“ als bei uns und Verkehrsregeln werden etwas „kreativer“ ausgelegt, aus zwei Spuren werden beispielsweise gerne mal drei, dementsprechend sehen die Autos auch oft aus … aber alles nicht schlimmer als etwa in Süditalien. Die Straßenverhältnisse waren ebenfalls überall recht ordentlich, es gibt gut ausgebaute Schnellstraßen und die Strecken sind verhältnismäßig kurz. Unsere längste Fahrstrecke an einem Tag führte von Aqaba am Roten Meer zurück nach Amman, dafür haben wir vier Stunden gebraucht.

Etwas gewöhnungsbedürftig waren die zahlreichen militärischen Checkpoints und Polizeikontrollen, wo wir immer mal wieder Führerschein (den deutschen, einen internationalen Führerschein haben wir nicht benötigt) und die Fahrzeugpapiere zeigen mussten. Die Soldaten waren aber immer recht freundlich. Überhaupt haben wir viele andere Reisende getroffen, die ebenfalls mit dem Auto individuell unterwegs waren. Wegweiser und Straßenschilder sind fast immer zweisprachig auf Arabisch und Englisch verfasst. Es empfiehlt sich, sich am Flughafen eine Daten-SIM-Karte zu besorgen und Google Maps zur Navigation zu benutzen. Tanken ist super einfach, man fährt einfach zur Zapfsäule und wartet, bis der Tankwart getankt hat, bezahlt wird ebenfalls direkt am Auto – man braucht eigentlich nicht einmal auszusteigen. Sprit ist außerdem viel billiger als bei uns.

Die Einheimischen

Wir waren selten in einem Land, wo uns die Einheimischen überall so freundlich begegnet sind. Natürlich ist Englisch nicht sehr weit verbreitet, mit Händen und Füßen sowie Übersetzungsprogramm im Handy kann man sich aber trotzdem gut verständigen. In den Läden konnte man sich in Ruhe umsehen, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern wurden wir auch bei den absoluten touristischen Highlights wie Petra nicht von Verkäufern bedrängt, sondern freundlich begrüßt und ein „Nein“ wurde auch sofort akzeptiert. Leider haben wir es an vielen Orten auf der Welt geradezu als Spießrutenlauf empfunden, an Souvenirständen vorbei oder durch Märkte zu laufen, weil man oft angefasst und am Arm festgehalten wird, Verkäufer einen teilweise verfolgen, den Weg verstellen usw. Besonders schlimm fanden wir es in Siem Reap und Istanbul, in Jordanien war es völlig anders und wirklich angenehm und entspannt. Diejenigen Jordanier, die im Tourismus arbeiten, sprechen meist gutes Englisch und man kommt schnell ins Gespräch.

Als wir uns in der riesigen Anlage von Petra einige Male ein bisschen verlaufen haben, wurde uns gleich geholfen und der richtige Weg gezeigt, wir haben von einem Rezeptionsmitarbeiter im Hostel in Amman super Tipps für Restaurants bekommen, uns mit einem Beduinen in Petra über seine Mitarbeit bei Ausgrabungen unterhalten, wurden in Madaba von der Pensionsbesitzerin auf ihre Terrasse zu Tee und Keksen eingeladen … das sind nur einige der vielen netten Begegnungen, die wir in Jordanien hatten. Übrigens muss man sich als Frau nur beim Besuch einer Moschee verschleiern, ansonsten kann man sich ganz normal kleiden. Aus Rücksicht auf die kulturellen Gegebenheiten habe ich darauf geachtet, lange Hosen oder Röcke zu tragen und die Schultern zu bedecken. Normale T-Shirts waren kein Problem. Ins Wadi Rum sollte man unbedingt ein Tuch für Haare und Gesicht mitnehmen, es wird dort extrem staubig bei der Fahrt auf der Ladefläche der Pickups!

Die jordanische Küche

Wer die Klassiker der arabischen Küche mag, wird in Jordanien glücklich. Hummus und Falafel gibt es überall, dazu leckere Spezialitäten, die bei uns weniger bekannt, aber in vielen arabischen Ländern verbreitet sind, z.B. Baba Ghanoush (Auberginenmus), Shawarma (ähnlich einem Döner), gefüllte Weinblätter usw. Das Nationalgericht heißt Mansaf und besteht meistens aus Reis mit Mandeln und Pistazien, gebratenem Lammfleisch und einer Joghurtsoße.

Im Beduinencamp im Wadi Rum haben wir Fleisch und Gemüse aus dem Erdofen serviert bekommen, es schmort unterirdisch über viele Stunden und war sehr zart und saftig. Beim Dessert kann es gar nicht süß genug sein! Baklava ist sehr beliebt. Typisch jordanisch ist beispielsweise „Knafeh“- eine Art weicher Käse mit zuckrigem fadenartigem Teig. Generell wird viel Lamm gegessen und viel Grillfleisch mit Gemüse und Fladenbrot. Vegetarier finden in den meisten Lokalen genügend Auswahl, da es sehr viele vegetarische Vorspeisen auf Basis von Kichererbsen, Auberginen etc. gibt. In den größeren Orten und in den Hotels gibt es internationale Restaurants mit Pizza, Nudelgerichten usw. Alkohol wird übrigens nicht in allen Lokalen serviert, da hier eine spezielle Lizenz nötig ist. Auch kann man in normalen Lebensmittelgeschäften keinen Alkohol kaufen, sondern nur in speziellen Liquor Stores. Beliebt ist in Jordanien das Bestellen einer Wasserpfeife nach dem Essen, die überall in den Lokalen mit verschiedenen (meisten sehr süßen) Geschmacksrichtungen angeboten wird.

Preise in Jordanien

Jordanien ist kein Billigreiseziel. Insgesamt fanden wir die Preise in den Restaurants aber etwas niedriger als in Deutschland, wobei wir uns aber vor allem auf der „touristischen“ Route durchs Land bewegt haben. Benzin ist deutlich billiger, die Preise für Unterkünfte schwanken je nach Saison sehr stark. Für ein Doppelzimmer mit eigenem Bad und Frühstück in einer eher einfachen kleinen Pension in Petra haben wir aufgrund der Reise zur Hauptsaison 60 Euro zu zweit bezahlt.

Ein wichtiger Spartipp für alle, die Petra besuchen wollen, ist es, sich vor der Reise online den Jordanpass zu besorgen. Dieser beinhaltet nämlich sowohl die Kosten für das Visum und den Eintritt für Petra (je nach Pass 1, 2 oder 3 Tage Petra), sodass sich der Pass bereits ab einem Tag in Petra lohnt (Jordan Wanderer Pass mit einem Tag in Petra ca. 89 €). Das Visum kostet nämlich schon 56 € (Stand Januar 2020) und ein Tag Petra bei separater Buchung ca. 63 €. Dazu sind die Eintrittspreise für weitere 40 Sehenswürdigkeiten im Jordan Pass ebenfalls enthalten, z.B. der Eintritt ins Wadi Rum oder für die Kreuzritterfestung Kerak. Über die verschiedenen Visa-Typen sollte man sich vorab aber unbedingt informieren, denn diese sind abhängig von Aufenthaltsdauer und Ort der Einreise. Es gibt besondere Bestimmungen z.B. für Kurzaufenthalte und die Einreise über die Grenze bei Aqaba/Eilat im Süden.

Reisezeit und Klima

Durch das Wüstenklima sind die Sommer extrem heiß und im Winter kann es im Landesinneren bitterkalt werden. Daher gelten die Monate März bis Mai und September bis November allgemein als beste Reisezeit. Wir fanden es im Oktober perfekt. In Aqaba herrschte bestes Badewetter. In Amman hatten wir um die 22 Grad, in Petra konnten wir tagsüber im T-Shirt wandern und hatten abends eine leichte Jacke an. Achtung beim Übernachten im Wadi Rum: In der Wüste wird es nachts im Herbst schon bitterkalt (bei uns tagsüber 28 Grad und nachts nur um 10 Grad) und man braucht dringend eine dicke Jacke. Im Frühjahr soll die Wildblumenblüte in weiten Teilen des Landes sehr schön anzusehen sein.

Unsere Route durch Jordanien

Nach der Landung am frühen Abend sind wir vom Flughafen direkt nach Madaba gefahren und haben dort übernachtet. Am nächsten Vormittag haben wir uns die Stadt und zwei der berühmten Kirchen von Madaba angesehen, dann sind wir zum Berg Nebo und weiter zum Toten Meer gefahren.

Von dort ging es abends nach Petra. In Petra (bzw. der Ortschaft Wadi Musa, denn Petra bezeichnet eigentlich nur die archäologischen Stätten) hatten wir drei Nächte und somit zwei volle Tage zur Erkundung der Stadt. Das war nach unserem Empfinden genau richtig. Wir haben viel gesehen und ein Tag wäre viel zu kurz gewesen. Weiter ging es in etwa zwei Stunden nach Wadi Rum Village, wo wir unser Auto stehen ließen und eine sechsstündige Wüstentour mit Übernachtung in einem Beduinencamp unternahmen. Am nächsten Tag ging es weiter nach Aqaba (ca. anderthalb Stunden Fahrt). Dort verbrachten wir einen dringend notwendigen Strand- und Pooltag und starteten früh am nächsten Tag zurück nach Amman. Einen Nachmittag und einen Vormittag lang konnten wir die Hauptstadt entdecken, dann war es auch schon an der Zeit, wieder zum Flughafen zu fahren.
Leider hatten wir nur eine Woche. Wir haben viel gesehen, aber beim nächsten Mal würde ich unbedingt zwei Wochen veranschlagen. Etliche interessante Orte mussten wir aus Zeitmangel auslassen, z.B. die riesige römische Ausgrabungsstätte in Jerash, die Wüstenschlösser, die Kreuzritterfestung von Kerak, das Dana- Naturreservat … in Aqaba hätte ich gerne mehr Zeit gehabt, um eine Schnorcheltour mit dem Boot zu machen oder einen Schnupper-Tauchgang zu unternehmen. Es bietet sich auch die Möglichkeit an, nach Israel weiterzureisen. So müssen wir auf alle Fälle noch einmal nach Jordanien fahren!

Zu den einzelnen Stationen unserer Reise folgt bald ein eigener Beitrag!

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