Kurz vor der chinesischen Grenze holt uns plötzlich das Militär aus unserer Kabine. Sind unsere kriminellen Machenschaften aufgeflogen? Nein, es ist bloß der Beginn einer fulminanten TV-Karriere.
Ulaanbaatar – Peking (6266km – 7622 Kilometer)
Zurück in Ulaanbaatar steigen wir ein letztes Mal in die Transsibirische Eisenbahn, die uns von hier aus direkt in die chinesische Hauptstadt Peking bringen soll. Während ich den anderen Mädels aufwendige Flechtfrisuren zaubere, diskutieren wir, welchen Aufstieg auf die chinesische Mauer wir nehmen werden. Am Ende, so viel sei verraten, werden wir froh sein, „nur“ den mittelschweren gewählt zu haben.
Zurück im Zug: Als wir uns gerade bettfertig gemacht haben und bereit für die letzte Nacht im Zug sind, wird es plötzlich unruhig auf dem Gang. Uniformierte Männer hetzen durch den Waggon, schließlich reist einer unsere Tür auf und sagt: „Where are you from? Passports please!“ Und nimmt die Pässe und geht weg. Wir haben großen Respekt vor den Männern, von denen wir glauben, dass es Grenzbeamte sind und wünschen uns nichts sehnlicher, als möglichst bald unseren Pass wiederzuhaben. Die Nervosität steigt noch, als wir mitbekommen, dass die Touristen in den Nachbarabteilen ihre Ausweise behalten durften. Warum passiert denn jetzt nichts? Eine halbe Stunde vergeht, dann eine, schließlich anderthalb.Und dann: Nichts!
Unser Zug steht inzwischen still, aber das liegt nicht an uns, da bin ich mir sicher. Weil die Schienen in Russland und der Mongolei eine andere Spurweite als in China haben, muss das Drehgestell unter unserem Zug ausgetauscht werden. Aussteigen dürfen wir in dieser Zeit nicht, aber weil auf dem gegenüberliegenden Gleis das gleiche passiert, können wir es genau beobachten.
Ich kann dem ganzen allerdings nur bedingt Aufmerksamkeit schenken, bin ich doch inzwischen in völlige Panik verfallen, weil ich fürchte, dass ich als Journalistin keinen Einlass nach China bekomme. Mit Verena überlege ich bereits fieberhaft, wie ich nun nach Hause komme, als die vermeintlichen Grenzbeamten plötzlich wieder vor uns stehen. „Kommt mit“, herrschen sie uns streng an und wir folgen ihnen mit einem unguten Gefühl und unter den Blicken der anderen Fahrgäste durch den Waggon. Schließlich bitten sie uns, in einem anderen Abteil Platz zu nehmen und wir bekommen endlich unsere Pässe wieder.Und plötzlich halten sie die Kamera auf uns
Ein junger Chinese betritt das Abteil, er ist stark geschminkt und seine aufwändige Frisur hält vor allem dank einer Menge Haargel. Weder zu den Beamten, noch zu unserer Stimmung passt er in diesem Moment. „Wir sind vom Fernsehen und produzieren heute einen Beitrag hier“, erzählt er uns und der uniformierte Mann, der an der Tür lehnt, sieht plötzlich gar nicht mehr so streng aus. „Hättet ihr Lust, mir ein bisschen von euch zu erzählen, wer ihr seid und warum ihr mit der Transsibirischen Eisenbahn fahrt, und wir filmen das Ganze?“ Uns fällt ein Stein vom Herzen und wir müssen erst einmal eine Weile vor uns hin grinsen. Klar machen wir mit. Dürfen wir uns noch etwas anderes anziehen? Natürlich dürfen wir. Also husch husch zurück ins Abteil. Die anderen Fahrgäste schauen nun nicht mehr besorgt, sondern neidisch. Etwas Puder auf die Nase und schon geht’s los.
Der junge Mann studiert mit uns den Ablauf ein. Wir sollen uns einander gegenüber auf die beiden Bänke setzen und während er ins Abteil stürmt so tun, als ob der Zug scharf bremst. Allein die Proben sorgen schon für großes Gelächter, es klappt nicht auf Anhieb. Die einstmals streng dreinblickenden Grenzbeamten haben ihren Spaß mit den jungen Europäerinnen, die gerade ihre ersten Schritte in Richtung große Schauspielkarriere unternehmen.„Und du bist so richtig berühmt in China?“, will Maria noch wissen, als wir die Szene endlich im Kasten haben. „Ihr werdet Plakate von mir in Peking sehen“, antwortet er. Zurück zuhause tippen wir seinen Namen in die chinesische Suchmaschine ein und stellen fest, dass er tatsächlich eine große Samstagabendshow moderiert. Noch eine Nacht, dann sind wir endlich im Reich der Mitte.
Schade, fast schon vorbei …
Falls du die anderen Teile unserer Geschichte noch nicht kennst, dann lies einfach hier weiter:
Der Auftakt zu einer großen Reise – Pläne schmieden für die Transsibirische Eisenbahn
Das Abenteuer beginnt – Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil I: Moskau-Jekaterinburg
Ausflug zur Olchon Island – Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil III: Olchon Island
Leben wie die Nomaden – Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil V: Ger-Camp
Der Abschied – Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil VII: Peking – Heimat
Wenn du jetzt auch mit der Transsibirischen Eisenbahn fahren möchtest …
dann empfehle ich dir zur Vorbereitung diese beiden Quellen:
- Den „Reiseführer Transsib-Handbuch: Alle Strecken zwischen Moskau, Vladivostok, Ulaanbaatar und Beijing“*: Ich persönlich fand ihn unter allen Reiseführern zu dem Thema am besten.
- Und die Facebook-Gruppe „Transsibirische Eisenbahn“, die der Blogger „Andersreisender“ gegründet hat. Auf seinem Blog gibt es übrigens auch viele Artikel zur Fahrt auf den verschiedenen Strecken.
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